Ein Bootsdeck für den Fischmarkt

Bei der Architektur-Olympiade des Senats wurden zum Teil pfiffige Konzepte für die neuralgischen Orte der Stadt vorgelegt. Die Chancen, dass sie verwirklicht werden, sind sehr unterschiedlich

von Gernot Knödler

Das Gleisgelände des Bahnhofs Altona, die Hochwasserschutzpromenade am Baumwall, der Fischereihafen: Das sind Beispiele für Orte, bei denen in Hamburg Veränderungsbedarf besteht. Der Senat hat darum eine „Architektur-Olympiade“ ausgerufen, einen kostengünstigen Ideenwettbewerb, der die Fantasie der Investoren und Gremien entzünden soll. 80 Architekturbüros aus dem In- und Ausland nahmen teil. Am Freitag wurden die Medaillen vergeben.

Eines der spektakulärsten Konzepte dachte sich das Hamburger Büro „bof architekten“ für den Fischereihafen unterhalb des Altonaer Balkons aus. Das Areal glänzt seit einigen Monaten mit dem Dockland-Gebäude des Architekten Hadi Teherani, das die Form eines Parallelogramms hat. Das Büro bof schlägt vor, die Dächer der Lagerhäuser wie ein Bootsdeck zu beplanken und durch ebenfalls holzbeplankte Brücken und Treppen mit dem Elbhang einerseits und einem deckartigen Platz auf der Elbseite zu verbinden. Es entstünde ein Kontinuum aus Gebäuden und Freiflächen, das durch einen Strandclub an der Kaikante ergänzt werden könnte. Dafür gab es Gold im Bereich Architektur.

Gold in der Disziplin Freiraumplanung erhielt ein Entwurf für eine neue Hochwasserschutzanlage am Baumwall. Das Büro der Londoner Architektin Zaha Hadid schlug vor, eine breite Promenade zu schaffen, die land- und elbseitig an mehreren Stellen durch breite Treppen verengt werden soll. Das hohe Bollwerk gegen Sturmfluten würde auf diese Weise weniger schroff wirken. Fußgänger könnten es problemlos übersteigen und, auf den Stufen sitzend, einen Blick auf den Hafen werfen.

Grafisch verführerisch ist die Idee, die Röttiger-Kaserne in Neugraben in ein Raster mit quadratischen, 400 Quadratmeter großen Einfamilienhaus-Grundstücken aufzulösen. Jeweils vier oder acht davon würden durch Straßen zu größeren Quadraten oder Rechtecken zusammengefasst. Das Raster würde allerdings nicht brachial durchgesetzt: Einige große Kasernengebäude bleiben stehen, ebenso die Bäume, die von den Straßen umkurvt würden. Der Entwurf der Rotterdamer Architekten MVRDV wurde mit Gold für den Städtebau ausgezeichnet.

Für den Ort, an dem einmal die Stadthalle am Stadtparksee stand, schlugen die Architekten SML aus Hamburg einen schmalen, niedrigen Pavillon vor, der als Riegel zwischen Seerosenteich und Stadtparksee stünde. Eine Vorjury des Bezirks Nord hatte der Großen Jury auch einen ähnliches, transparenteres Gebäude von Dinse, Feest, Zurl (Hamburg) ans Herz gelegt. SML bekamen eine Silbermedaille für die Freiraumplanung.

Bronze ging an eine Idee für den Universitätssportpark am Rothenbaum. Der Architekt André Poitiers und das Planungsbüro RIBA wollen den Sportplatz an die Rothenbaumchaussee heranrücken, so dass das Gelände von dort aus einsehbar wäre. Für den östlichen Teil entwarfen sie einen Gebäudekomplex mit begehbarem Dach. Ein großer, schräg ansteigender Teil davon diente zugleich als Tribüne für den Sportplatz.

Die prämierten Entwürfe und die Empfehlungen der Vorjurys in den Bezirken haben sehr unterschiedliche Chancen, verwirklicht zu werden. „Wir setzen hier erst mal auf die Kraft der Ideen“, sagte Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU). Handlungsbedarf gebe es beim Hochwasserschutz, der von der Stadt bezahlt wird, und beim Wohnungsbau für Familien. „Sehr dicht an der Realisierung“ sei daher eine Siedlung auf dem Hinsenfeld in Lemsahl-Mellingstedt. Das Gelände der Röttiger-Kaserne gehört der Stadt. Hier kann der Senat handeln.