Alba siegt dank furiosem Dreierpack

Matchwinner im Basketball-Spitzenspiel gegen Bamberg ist der Berliner Nenad Canak: Mit drei Dreipunktewürfen in Folge gibt er dem Spiel die entscheidende Wendung. Am Ende siegt Alba 71:59 – und Canak wird zum besten Spieler gewählt

von Johannes Kopp

Zahlen verraten meist nur wenig über ein Basketballspiel. Geradezu irreführend war die Statistik vom Spitzenduell zwischen Alba Berlin und Brose Baskets Bamberg. Danach besetzte Nenad Canak nämlich am Samstagabend nur eine Nebenrolle. Seine Einsatzzeit betrug lediglich 11 Minuten und 13 Sekunden – und selbstredend gab es einige Spieler, die mehr Punkte als er erzielten. Am Ende wurde Canak dennoch zum besten Spieler der Begegnung gewählt. Trotz des zehnten Punktspielerfolgs in Serie verloren die Berliner die Tabellenführung: Konkurrent Ludwigsburg punktete hoch gegen den Tabellenletzten Nürnberg. In zwei Wochen treffen beide Spitzenmannschaften in Berlin dann zum direkten Vergleich aufeinander.

Für Gästetrainer Dirk Bauermann war Canak der Mann, mit dem sich der Berliner 71:59 Sieg erklären ließ. „Seine Serie hat Alba ins Spiel zurückgebracht“, stellte er nach der Partie fest. Die Berliner hatten gerade einen 43:49 Rückstand aufgeholt (50:50), da bereicherte Canak das Aufeinandertreffen der beiden Teams, das schon unzählige Anekdoten hervorgebracht hat, um eine weitere bemerkenswerte Begebenheit. Dem Serben gelang dreimal in Folge ein Dreipunktewurf. Alba führte 59:50.

Die Unaufgeregtheit, die Canak auf dem Feld auszeichnete, kam nicht von ungefähr. Auch nach dem Spiel machte er wenig Aufhebens um seinen Auftritt. Vor dem Korridor mit den Journalisten ließ er ein wenig die Zeit verstreichen. Es schien, als ob er noch über eine Strategie nachdenken würde, wie er sich an ihnen vorbeimogeln könnte. Dann stellte er sich doch dem Unvermeidlichen.

Knapp und sachlich beantwortete er die Fragen. „Das passiert nicht oft, aber es passiert“, sagte er zu seinen Dreierwürfen in Serie. Konkret konnte sich der 30-Jährige jedoch nur an ein Spiel in seiner Karriere erinnern, bei dem ihm dasselbe Kunststück geglückt war.

Zwei Tage zuvor war er noch wegen einer fiebrigen Erkältung im Bett gelegen. Am Vorabend der Partie hatte er das erste Mal trainiert. Angesichts dessen lobte ihn sein Trainer Henrik Rödl ganz besonders: „Es ist enorm, dann so eine Leistung und vor allem solch eine Konzentration abzurufen.“

Canak, der vor anderthalb Jahren als Ergänzungsspieler nach Berlin geholt wurde, war unversehens zum Protagonisten des Spiels geworden. Doch emotional ließ er sich nicht aus der Reserve locken. Er stellte die Mannschaft in den Vordergrund. Der Sieg, erklärte er, sei äußerst wichtig, weil man einen direkten Meisterschaftskonkurrenten geschlagen habe und im ULEB-Cup gegen Siena nun mit mehr Selbstbewusstsein auflaufen könne.

Ja, an Unbekümmertheit mangelte es Alba über weite Strecken. Das Team hatte offensichtlich die Heimniederlage gegen Hapoel Jerusalem vom vergangenen Mittwoch nicht verdaut. Alba kämpfte zwar vorbildlich, leistete sich aber ungewöhnlich viele Ballverluste. Symptomatisch für das Spiel war eine Szene zu Beginn des dritten Viertels: Spielmacher William Avery ließ sich in der Offensive leichtfertig den Ball abluchsen, eroberte ihn Sekunden darauf zurück, um mit einem ungenauen Pass die Bamberger wieder ins Spiel zu bringen.

Zum Glück für die Berliner fehlte es aber auch den Franken an Selbstsicherheit. Sie hatten ebenfalls unter der Woche im europäischen Wettbewerb auf Gran Canaria deutlich verloren. Beim Bundesligaduell in Berlin waren beide Teams lange Zeit nicht in der Lage, aus den jeweiligen Schwächephasen des Gegners Kapital zu schlagen.

Die Führungen wechselten hin und her. Selbst nachdem Canak seinem Team einen bequemen Vorsprung verschafft hatte, kamen die Bamberger noch einmal bis auf zwei Punkte heran. Doch nun war Alba auf den Geschmack gekommen, und die insgesamt 7.380 Zuschauer hatten die furiosen Distanztreffer von Canak ohnehin schon elektrisiert. Alba wollte sich die Führung nicht mehr nehmen lassen. Aus Berliner Sicht wurde die stets spannende Partie jetzt auch hochklassig. Alba verteidigte exzellent; vorne erwies sich insbesondere Chris Owens als treffsicher.

National haben die „Albatrosse“ mit nun schon zehn Siegen in Folge ihre Qualität unter Beweis gestellt. Morgen wollen die Berliner gegen Siena punkten, um endlich auch einmal im europäischen Wettbewerb vorne mit dabei zu sein. Nenad Canak beschwor: „Das ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel.“ Zu Beginn der Partie wird er erst einmal auf der Bank Platz nehmen müssen – wie immer.