Richtungsstreit um Leuchttürme

Kooperation oder Konkurrenz der norddeutschen Häfen: Auf der Maritimen Konferenz in Hamburg ist die schwarz-rote Bundesregierung uneinig. Gemeinsam aber ist der Glaube an rosige Zukunft mit Containern und Offshore-Windenergie

Plattdeutsch kann Dagmar Wöhrl noch nicht, aber norddeutschen Vokabulars ist die Nürnberger CSU-Politikerin bereits ansatzweise mächtig. Die maritime Wirtschaft sei „ein Leuchtturm“ in der deutschen Volkswirtschaft, befand die neue Hafenbeauftragte der Bundesregierung gestern in Hamburg. Auf der 5. Nationalen Maritimen Konferenz im Congress Centrum der Hansestadt herrschte aber keineswegs Einigkeit darüber, in welche Richtung zu leuchten sei.

Er wolle „kein Gegeneinander der deutschen Seehäfen“, erklärte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), sondern deren „gemeinsames Agieren europaweit und global“. Noch präziser hatte das sein Staatssekretär Jörg Hennerkes zuvor in seinem Referat auf dem Workshop „Zukunftsperspektiven der deutschen Seehäfen“ ausgedrückt: Die großen deutschen Häfen sollten unter dem Label „Seaports of Germany“ gemeinsam im Ausland „auftreten“, forderte er zur „Kooperation statt Konkurrenz“ auf zwischen Hamburg, den bremischen Häfen und dem künftigen dritten Tiefwasserhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven.

Wöhrl, in beiden Fällen Ohrenzeugin, ließ sich nichts anmerken. Dabei hatte die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium noch am Samstag im Gespräch mit der taz erklärt, sie wolle den Wettbewerb zwischen den deutschen Häfen „nicht behindern, sondern beleben“. JadeWeser sei Ergänzung zu Hamburg und Bremen, aber „auch Konkurrenz“.

Ansonsten herrschte fast schon beängstigender Optimismus auf der ganztägigen Konferenz mit mehr als 1.000 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Meereskommissar Joe Borg, der gastgebende Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und nahezu alle anderen Redner malten die Zukunft der maritimen Wirtschaft in leuchtenden Farben.

Deutschlands globale Spitzenpositionen in Schiffbau, Containerverkehren oder Offshore-Windenergie könne langfristig gesichert werden, „wenn jetzt die Chancen genutzt werden“, so Merkel. Vorsprung bei Qualität und Technologie, Innovationen bei Produkten und Dienstleistungen, verbesserte Ausbildung und nicht zuletzt langfristig hohe Investitionen in Wasserstraßen, Schienenwege, Straßen und Hafenanlagen in Norddeutschland – darüber waren auch Wöhrl und Tiefensee sich wieder einig. SVEN-MICHAEL VEIT

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