WARUM SICH EINE CELLER KAMERADSCHAFT AUFGELöST HAT
: Rechte Häutung

Das Sonnenwendfeuer brannte diesmal nicht. Waren noch im vergangenen Jahr mehr als 200 Neonazis aus NPD und „Freien Kameradschaften“ auf dem Hof des NPD-Sympathisanten Joachim N. zusammengekommen, musste das vermeintliche Germanen-Event nun ausfallen. Gerade mal ein knappes Dutzend Kameraden fand sich am 18. Dezember auf dem Gelände nahe dem niedersächsischen Ort Eschede ein. Ein Gerücht bestätigte sich: Eine der ausrichtenden Gruppen, die Celler „Kameradschaft 73“, hat sich aufgelöst – um sich neu zu gründen.

In der Szene war schon länger über die seit zehn Jahren agierende Gruppe getratscht worden. Von Aussteigern war die Rede. Wiederholt hatte „73“-Anführer Dennis Bührig bei Aktionen gefehlt, war bei Aufmärschen kein Transparent „der Celler“ zu sehen gewesen.

Keine drei Tage nach der ausgefallenen Feier suchte die Kameradschaft nun Klarheit zu schaffen: Auf ihrer Internetseite erklärte sie am 21. Dezember ihre Auflösung und verlinkte von dort zugleich auf eine neue Gruppe namens „Freie Kräfte aus Celle“. Das „klassische Muster“ für eine Kameradschaft halte man für nicht mehr zeitgemäß. „Kameradschaften mögen aufgelöst werden, politische Aktivisten bleiben“, heißt es weiter. Auf der neuen Website berichten die „Freien Kräfte“ von ersten Aktivitäten: An der Haupt- und Realschule in Hermannsburg habe man vor den Weihnachtsschulferien neue Rechtsrock-CDs und Flugblätter verteilt.

Unklar ist, ob sich die Celler nun als loses Netzwerk organisieren, das sich zu Aktionen verabredet. So machen es diverse andere Kameradschaften. Bührig soll sich daran gestört haben, dass in Niedersachsen die Kameradschaften eng mit dem NPD-Landesverband verwoben sind. So ist etwa der Chef der benachbarten „Snevern Jungs“, Matthias Behrens, Vizevorsitzender der Landes-NPD.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland