Spitze in Uniform

Der Grünen-Parteitag brachte keine Entscheidung. Die Zeit ist reif für „Tatort“-Kommissare – nur welche?

Roth und Bütikofer bleiben geschwächte Chefs, die Basis streitet über den Kurs. Neue Gesichter braucht die Partei – warum nicht gleich die beliebten Kommissare vom Tatort nehmen?

Sie sind durchsetzungsstark, kennen die sozialen Probleme hautnah und stehen für „klare Führungsstrukturen“, wie sie so mancher Grüner neuerdings vermisst. Und: Haben nicht die NRW-Grünen gerade erst im Zuge der Amoklauflauf-Debatte gefordert, die Polizei gehöre in die Schulen? So weit will taz zwei nicht gehen und fordert stattdessen: Kommissare rein in den Grünen-Vorstand.

Da wäre einmal das allseits beliebte Duo Ballauf/Schenk aus Köln. Die physischen Parallelen zwischen Freddy Schenk und Reinhard Bütikofer liegen auf der Hand, ein heimlicher Wechsel an der Spitze würde niemandem auffallen. Max Ballauf hat definitiv mehr Sexappeal als Claudia Roth und würde gerade die weibliche Wählerschaft ansprechen.

Die Ost-Grünen kommen so gut wie nicht mehr vor in der Bundespartei, beschwert sich Uwe Lehmann vom Bündnis 90 Sachsen. Das muss nicht so bleiben: Die Leipziger Kommissare Ehrlicher und Kain könnten den Osten wieder näher an die Grünen rücken. Beide sind Vorzeige-Bullen mit reichlich sozialem Gewissen. Schönheitsfehler: Bruno Ehrlicher ist im wirklichen Leben PDS-Aktivist, der sogar für den Bundestag kandidieren wollte. Die Grünen können sich diese ehrliche Haut abschminken.

Hamburgs Einzelkämpfer Jan „Dr. Specht“ Casstorff ist der ideale Kandidat für jene, die sich nach klaren Parteihierarchien sehnen, – „Eine Führungsperson für die Partei“, fordert etwa der Grüne Oswald Metzger. Casstorff ist dafür wie geschaffen – ein Einzelkämpfer, „mit dem nicht zu spaßen ist“. Manko: Die dunkle Seite Casstorffs in Form des gutmeinenden Oberlehrers Specht tritt allzu oft in Vorschein: Das spricht eher die SPD-Elterngeneration an.

Die Idealbesetzung: Lena Odenthal und Mario Kopper aus dem sozialen Brennpunkt Ludwigshafen. Sie wohnen zusammen in einer alternativen WG und besprechen alle Probleme am Küchentisch. Sie: die Powerfrau, Inbegriff des couragierten Idealismus. Er: Der verständnisvolle Bär, verschroben zwar, aber grundgütig. Plus: Kopper ist das Paradebeispiel für gelungene Integration. Er kommt zwar aus dem Ausland, fährt aber weiterhin kleine, PS-schwache Italo-Autos. Damit wäre wiederum die Toskanafraktion um Claudia Roth zufriedengestellt.

ROMAN SCHMIDSEDER