Hochtief-Mitarbeiter fühlen sich betrogen

ÜBERNAHME Die spanische Firma ACS will Deutschlands größten Baukonzern schlucken. Dessen Betriebsrat wirft jetzt der Gewerkschaft IG BAU vor, Absprachen zu Lasten der Belegschaft getroffen zu haben

BERLIN afp | Kurz vor der Entscheidung in der Übernahmeschlacht um den Baukonzern Hochtief spitzt sich der Streit im Arbeitnehmerlager zu. Der Betriebsrat werfe der Gewerkschaft IG BAU vor, mit dem spanischen Baukonzern ACS, der Hochtief übernehmen will, Absprachen zu ihren Gunsten getroffen zu haben, meldete die Welt am Mittwoch unter Berufung auf ein internes Schreiben.

Hochtief-Betriebsratschef Siegried Müller wirft IG-BAU-Chef Klaus Wiesehügel demnach vor, die Absprachen mit ACS gingen zu Lasten der Belegschaft von Hochtief. Müller forderte erneut den Rücktritt der beiden Gewerkschaftsvertreter im Hochtief-Aufsichtsrat, zu denen auch Wiesehügel gehört.

Der Streit zwischen Betriebsrat und der IG BAU war vor wenigen Tagen aufgeflammt. Die Gewerkschaft hatte eine Vereinbarung mit ACS über eine künftige Zusammenarbeit unterzeichnet für den Fall, dass der spanische Konzern die Mehrheit von Hochtief bekommt. Das Vorgehen war offenbar nicht mit dem Betriebsrat abgesprochen.

ACS hatte sich unter anderem zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bei Hochtief bis 2013 für die 11.000 Mitarbeiter verpflichtet. Daneben sicherte ACS zu, dass die IG BAU alleiniger Sozialpartner im Hochtief-Konzern bleiben soll und Arbeitsdirektoren nur mit Zustimmung der Gewerkschaft vorgeschlagen werden. Vor allem an dieser Klausel entzündet sich nun die Kritik des Betriebsrats. Der Passus lasse mit Blick auf Hochtief „die Vermutung aufkommen, dass Klaus Wiesehügel oder einer seiner Gewerkschaftsfunktionäre selbst in den Vorstand einziehen wollen“, wird Betriebsratschef Müller zitiert.

Das Übernahmeangebot von ACS sollte am Mittwoch um Mitternacht auslaufen. Ziel der Spanier ist es, ihre Hochtief-Beteiligung zunächst auf über 30 Prozent zu erhöhen, um damit den Konzern faktisch zu kontrollieren. Wie ACS am Mittwoch mitteilte, hält der Konzern schon 29,40 Prozent der Hochtief-Aktien und ist damit schon fast am Ziel. ACS will durch die Übernahme zu einem der weltweit führenden Baukonzerne aufsteigen