Filmkünstler wollen Lob

Die Botschaft des ersten Filmsymposiums von Nordrhein-Westfalen in Köln lautet: Nehmt Filmemacher wieder ernst! Gebt ihnen schöne Spielstätten, egal, wie wirtschaftlich die Werke sind

VON KATJA BEHRENS

Gleich zu Beginn verbreitete der Kultur-Staatssekretär des Landes NRW Optimismus. Es sei durchaus wünschenswert und denkbar, sagte Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff am Montag im Kölner Museum Ludwig, dass es nicht beim einmaligen Zusammentreffen bleiben wird, sondern dass das Gespräch über die Zukunft des Kunstfilms und des Kinos in NRW fortgesetzt werde. Mit wohltönenden Worten und Zahlen nimmt die Kulturabteilung der Staatskanzlei sich in die Pflicht, vielleicht schon ab 2007, sicher aber ab 2008 die Filmkultur in NRW stärker zu fördern.

Die Kürzungen des Haushalts in den vergangenen Jahren hatten die Filmstiftung NRW bitter getroffen. Schon 2007 aber wird sich die für Projektmittel zur Verfügung stehende Summe auf 494.000 Euro verdoppeln. Man ist sich also einig: Die Filmkunst in NRW ist es wert, ernst genommen, respektiert, als Handwerk geachtet und also gefördert zu werden.

Gibt es eigentlich überhaupt jemanden, der das in Abrede stellt? Wohl kaum. Vielen wird es aber letztlich egal sein, ob es Filmkunsttheater- und Kunstfilmförderung gibt oder nicht. Und, das ist erstaunlich, selbst den Betroffenen scheint es irgendwie egal zu sein. Denn sie machen trotzdem viele Filme – und beglückwünschen sich dazu gleich auch selbst.

Ist es also vielleicht doch so, wie der Regisseur Christoph Hochhäusler bemerkt, dass gerade der Umstand, als Filmemacher nicht unendlich viel Geld zur Verfügung zu haben, dem Film sein Profil, seine Spitze verleiht? Dass gerade der Mangel die interessanten, radikalen, die riskanten Filme hervorbringt? Oder war das bloß eine kleine Spitze gegen den Podiumskollegen Tom Tykwer, dessen filmische Literaturadaption „Das Parfum“ auch international gerade zum Publikumsrenner wird? Dieser selbst aber hat doch auch gerade gefordert, dass es angesichts der vielen guten Filme, die es hier inzwischen gäbe, nun an der Zeit sei, dafür zu sorgen, dass sie auch gesehen werden können. Und Sorge zu tragen, dass darüber gesprochen wird. Film, so oder so, sei eine gesellschaftliche Herausforderung. Das Gespräch in Köln wendete sich nach Valeska Grisebachs engagiertem Impulsreferat schnell von den inhaltlich-ästhetischen Fragen etwa zum Autorenkino zu den äußeren Bedingungen des Filmemachens und -zeigens.

Und so liefen die Diskussionen dieses Tages in allen drei Sektionen, die sich paritätisch mit den technisch-apparativen, den gesellschaftlich-institutionellen und den semiotisch-ästhetischen Eigenschaften des Films befassen sollten, dann auch brav auf den einen zentralen und offensichtlich gar nicht mehr umstrittenen Punkt zu: die Forderung der Filmkunst-Schaffenden an Politik und Wirtschaft, die bestmöglichen Bedingungen für Produktion, Distribution und Rezeption zu schaffen und auszuweiten. Das betrifft die Förderung von Medienkompetenz schon in der Schule ebenso wie die Schaffung neuer Spielstätten und den Erhalt der traditionsreichen Filmtheater.

Die angekündigten Debatten über Filmavantgarde und Kunst, über den kulturellen Anspruch und die technologischen Neuerungen, die Auswirkungen der Kleinformate auf das Kino, später dann die Gespräche über Filmkultur und Öffentlichkeit, über die Rolle des Publikums und über die Zukunft der Filmvermittlung sowie zuletzt die wahrnehmungsphysiologischen und kognitiven Bedingungen der Filmwahrnehmung ließen, mal mehr, mal weniger dringlich, alle den Subtext durchklingen: Nehmt uns endlich wieder als Kunst ernst, als neue und andere Form der Bild- und Erzählsprache. Und nicht nur wegen des möglichen wirtschaftlichen Erfolges. Und wenn nicht, lasst uns wenigstens in Ruhe unsere Arbeit tun!