heute in bremen
: Stadtplanung für Papa, Mama, Kind

Über Geschlechterstereotypen in Architektur und Städtebau spricht die Freiraumplanerin Käthe Protze

taz: Ist Bremen eine geschlechtergerechte Stadt?

Käthe Protze, Landschaftsplanerin: Pauschal lässt sich das nicht sagen. Es gibt Stadtteile, die anpassungsfähig sind an verschiedene Lebensentwürfe wie das Viertel, während die Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre sehr spezialisiert sind.

Das ist frauenfeindlich?

Die sind zugeschnitten auf die angenommenen Bedürfnisse einer Kleinfamilie mit einem Ernährer und machen es fast unmöglich, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Warum?

Diese Viertel sind reine Wohngebiete ohne Gewerbenutzung, das heißt, dass Sie immer lange Wege zur Arbeit zurücklegen müssen. Die Außenflächen dürfen nicht betreten werden, es gibt keinen Hof, in den Sie einen Kinderwagen stellen können, wenn Sie etwas anderes zu tun haben. Die Wohnungen haben ein großes Wohnzimmer, ein Elternschlafzimmer und ein Kinderzimmer. Was völlig fehlt, sind Abstellräume für Arbeitsgeräte oder Platz für einen Schreibtisch.

Wem das nicht reicht, kann ja woanders hinziehen.

Wenn man das Geld hat, ja. Aber das Verrückte ist, dass heute immer noch so gebaut wird. Dabei gibt es mittlerweile so viele Selbständige, die von zu Hause aus arbeiten müssen.

Wie sieht eine geschlechtergerechte Stadtplanung aus?

Die würde Räume schaffen, die möglichst wenig spezialisiert sind, sondern flexibel genutzt werden können. Das trifft auch auf Freizeitangebote zu. Wenn man Anlagen wie Skaterbahn und Sportgarten schafft, bei denen die Nutzung relativ stark vorgegeben wird, werden sich Mädchen in der Konkurrenz zu Jungen dort eher zurücknehmen. Wobei das nicht bedeutet, dass Mädchen nur lauschige Orte haben wollen – die wollen sich genauso austoben oder Fußball spielen. Interview: eib

Vortrag: 19.30, Gästehaus, Teerhof 58