Elite-Polizisten
: Lizenz zum Flaschenwerfen

Jetzt ist es amtlich! Wem ein bisschen nach Randale ist, der kann einfach loslegen – Strafverfolgung ist in Hamburg nicht mehr zu befürchten. Man muss lediglich ein paar Kleinigkeiten beachten: Vor dem Werfen mit Flaschen ein paar Schritte von der Bezugsgruppe wegtreten! Und möglichst niemanden treffen – dann wird die Aktion großzügig als Kavaliersdelikt gewertet, das an der harten Schale der Ordnungsmacht abgeprallt ist.

KOMMENTARVON JAN KAHLCKE

Stimmt natürlich alles nicht. Und das weiß man nicht erst, seit der junge Holländer für ein vergleichbares Vergehen zwei Wochen im Knast schmorte. In Hamburg gelten für die Polizei andere Gesetze, das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erwiesen. Da wird getäuscht, getrickst, Aussagen abgesprochen – alles, nur nicht verurteilt. In diesem Fall dank einer Staatsanwaltschaft, die sich derart naiv gibt, dass sie es selbst kaum glauben kann.

Das Neue in diesem Fall ist, dass die höchste Protektion jetzt auch für Ordnungshüter gilt, die sich gerade auf privater Sauftour befinden. Das nährt natürlich Zweifel an der offiziellen Version: War der Elite-Polizist vielleicht doch ein agent provocateur? Oder hat er sich selbst dazu ernannt und wird nun von oben gedeckt? Dass sein Verhalten intern als Benimm-Problem gesehen wird – quasi auf einer Stufe mit einer schmutzigen Dienstmütze – ist entlarvend.