März

Nachdem meine Schwester das Haus verlassen hatte, hatte ich zu schreiben begonnen. Es war so furchtbar still gewesen. Mutti hatte krank im Bett gelegen oder war auf Kur. Mittags kam Papa um Viertel nach eins. Wir aßen zusammen. Labskaus oder so aus der Dose mit Kartoffeln. Die Kartoffeln kochten automatisch. Es war wichtig, sie, bis Papa kam, auch geschält zu haben. Ich kann mich eigentlich an kein einziges Gespräch in dieser Zeit mit meinem Vater erinnern. Nur ganz knapp tauschten wir uns über Muttis Gesundheitszustand aus. Danach Abwasch. Mir machte Abwaschen immer Freude. Danach ging man wieder auf sein Zimmer Tee trinken, Zigaretten rauchen. So kam es mir immer normal vor; nach Hause kommen und in mein Zimmer gehen. Es war wohl in dieser Zeit, dass ich nachts nach Norderstedt getrampt war. „Abgehauen“. Um ein Uhr nachts an der Straße nach Hamburg. Es hatte geregnet. Jemand hatte mich nach Henstedt-Ulzburg mitgenommen. Irgendwie war ich dann tatsächlich – um drei Uhr morgens – in Norderstedt, bei Lothar im Zimmer. Wir hatten eine alte Platte von Bob Dylan gehört – „The Freewheelin’ Bob Dylan“. Später mochte ich Bob Dylan nicht mehr.

DETLEF KUHLBRODT