Der Pokerspieler

Seit zwei Jahren hat der Hamburger Kulturinvestor Klausmartin Kretschmer hoch gepokert. Er wollte für den Gefallen, den er 2001 dem rot-grünen Senat machte und das besetzte autonome Zentrum Rote Flora für 370.000 D-Mark kaufte, nun vom neuen SPD-Senat honoriert werden. Schließlich war der Konflikt damit kurz vor den Bürgerschaftswahlen entstaatlicht worden. Für fünf Millionen Euro sollte die Stadt 2012 das Gemäuer zurückkaufen, andernfalls drohte er mit Räumungsszenarien und Krawallen.

Nun ist Kretschmer pleite. Gegen den 55-Jährigen ist vom Amtsgericht Hamburg das Insolvenzverfahren eröffnet worden. „Es betrifft das gesamte Privatvermögen – vor allem seine Immobilien“, sagt Insolvenzverwalter Nils Weiland. „Und die Goldbarren unterm Sofa und die van Gochs an den Wänden“, fügt er scherzend hinzu.

Im Herbst findet die erste Gläubigerversammlung statt, zuvor wird Weiland darauf achten, dass „nichts den Berg herunterrollt“ und „dass irgendwann auch wieder Geld reinkommt“.

Dabei war Kretschmer durchaus einst Hoffnungsträger der in Hamburg regierendenden Sozialdemokraten. Die Stadt verkaufte ihm damals viele Gebäude wie die Riverkasematten, den Brandshof nahe der Hafencity, die Oberhafenkantine oder das Mausoleum auf dem Friedhof.

Doch der Immobilienbesitzer verkalkulierte sich. Aus den blühenden Bauten wurde nichts. Und auch der Plan, jetzt das Rote-Flora-Areal im hippen Schanzenviertel lukrativ verwerten zu können, in dem er vorgab, mit einer US-Investmentfirma dort einen Konzertpalast bauen zu wollen, wurde ihm von der Politik durch einen neuen Bebauungsplan zunichte gemacht. Das Kulturzentrum wurde baurechtlich festgeschrieben. Das Angebot der Stadt, das Areal für 1,1 Millionen Euro zurückzukaufen, lehnte Kretschmer ab. Wahrscheinlich waren die Baupläne auch nur Poker. „Ich habe keinen Anhaltspunkt, dass es diesen US-Investor gibt“, sagt Insolvenzverwalter Weiland der taz.  KVA