hamburger szene: Objektives Sicherheitsempfinden
Dienstagabend, kurz vor Ladenschluss: Im frisch aufgehübschten Karstadt-Haus an der Mönckebergstraße geht es hektisch zu. Kunden drängeln sich an den Kassen. Da beginnt eine Sirene zu tuten. Ein Werbegag? Wenn ja, dann ist er schlecht. Und nervig. Doch es scheint niemanden zu interessieren, was das nicht verstummen wollende Geräusch bedeutet.
Der Kassierer tippt weiter und auch, als eine Kundin zögerlich fragt, ob das nicht vielleicht „ein Feueralarm“ sei, reagiert er nicht erkennbar. Es dringt ja auch noch kein Rauch auf die Etage. All die Videokameras, Sicherheitsdienstler sowie natürlich die Models mit den silbernen „125 Jahre Karstadt“-Banderolen befriedigen souverän das subjektive Sicherheitsempfinden.
Draußen wird das Signal dagegen nicht auf die leichte Schulter genommen; vielmehr wird routiniert gehandelt. Der erste Feuerwehr-Konvoi rückt an, nimmt aber nicht Kurs auf den Haupteingang, sondern biegt ab, um auf der Rückseite des Kaufhauses möglicherweise Menschenleben zu retten. Nur Sekunden später fahren Brandschützer-Kollegen vor dem Hauptportal auf. In kürzester Zeit ist die „Mö“ mit roten Fahrzeugen und blinkenden Blaulichtern übersäht. Überall Menschen mit Helmen, Atemschutzgeräten und Löschutensilien, bereit zum Einsatz.
Aber es ist nur ein Fehlalarm. Das objektive Sicherheitsempfinden ist beruhigt durch all den Auflauf. Das subjektive dagegen hat wieder einmal versagt. MAGDA SCHNEIDER
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