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Eine Stunde Musikunterricht ist manchmal schon genug. Der Schlagzeuger Pierre Favre bekam eine solche Minimal-Ausbildung. „Der Lehrer zeigte mir ein paar Grundrhythmen und sagte: ‚Wenn Du in einer Band spielst, musst Du Dich fragen: Kann ich dazu etwas spielen, was die Musik besser macht? Wenn nicht, hab die Kraft und lass die Hände in den Hosentaschen.‘“ Diese Philosophie hat der Schweizer Trommler seither beherzigt; auch als er mitten im Konzert aus der Free-Jazz-Szene ausstieg und danach als Schlagzeuger mit Solo-Programmen die ganze Welt bereiste. „Poetry in Motion“ heißt das Motto des Konzertes, bei dem er heute und morgen wohl auch eine Menge Ethno-Gongs und sprechende Trommeln zum Beben bringen wird. So platt das ist, es stimmt einfach: Musik ist eine universale Sprache.

Der Perkussionist Farouk Gomati wurde in Kolumbien geboren und wuchs mit den dortigen Beats auf. Heute spielt er im Alexandra Lehmler Quintett als Sideman der Saxophon-Frontfrau aus Mannheim griffigen Jazz. Die Band aus dem Süden spielt öfter in Frankreich, aber nur selten in Norddeutschland, was schade ist. Denn aus Sopran- und Altsax, Bassklarinette und mit einigen Effektgeräten poliert Frau Lehmler moderne Musik, die direkt auf Hirn, Herz und manchmal auch den Hintern zielt. Nennt es Jazz, aber im besten Sinne zeitgenössischen.

Mehr in Richtung Avantgarde (huch?) geht das Trio Connex, das die Power eines Saxophontrios aus den 1960er Jahren mit eigenen Kompositionen aus dem 21. Jahrhundert verbindet. Aber das muss man gar nicht wissen, das ist nur Feuilleton-Besserwisserei. Lutz Büchner (sax), Philipp Steen (bass) und Björn Lücker (drums) grooven zusammen, nehmen sich Freiheiten heraus und machen mutige Statements, ohne den Kontakt untereinander zu verlieren – oder etwa den Blick fürs Ganze. Musik für „Early Adopters“.

Welche Musik das New York Ska and Jazz Ensemble wohl spielt, dürfte keine Frage sein. Die Allstar-Band um Freddie Reiter und Rick Faulkner von den „Toasters“, Jonathan McCain und Devon James von den „Skatalites“ und Vitor Rice und Cary Brown von den „Scofflaws“ geben eine schöne Musikstunde in Sachen Globalisierung. Aus der Karibik nach London, zurück über den Atlantik und von NYC aus mit Bebop-Soli angereichert schwappt die „Third Wave“ bis nach Japan. Subkultur und Weltmusik und schweißtreibender Spaß. TOBIAS RICHTSTEIGPierre Favre Solo: Do, 7. 12., 20 Uhr, NDR Rolf-Liebermann-StudioAlexandra Lehmler Quintett: Sa, 9. 12., 21 Uhr, StellwerkTrio Connex: So, 10. 12., 21 Uhr, Haus 73New York Ska and Jazz Ensemble: Mo., 11. 12., 21 Uhr, Molotow