Tanzen für den Klimaschutz

UMWELTHAUPTSTADT Mit Hunderten von Veranstaltungen und Angeboten präsentiert sich Hamburg als EU-Ökocity 2011. Nicht alle sind begeistert

Hamburg ist nach Stockholm 2010 die zweite EU-Umwelthauptstadt.

■ Die Ziele: Die Auszeichnung soll die Leistungen einer Stadt im Umweltschutz würdigen, sie und andere Städte im Wettbewerb um den Titel zu erhöhten Anstrengungen anregen und durch Informationsaustausch bessere Lösungen für alle ermöglichen.

■ Die Nachfolger: 2012 wird das spanische Vitoria-Gasteiz Umwelthauptstadt sein, 2013 Nantes in Frankreich.

So richtig los geht es erst in zwei Wochen. Am Abend des 14. Januar wird auf dem Rathausmarkt für das Weltklima getanzt. Bei einem „Sustainable Dancefloor“ (sustainable = nachhaltig) sollen Partygänger durch Bewegung und Körperwärme ausreichend Energie erzeugen, um den gesamten Strombedarf bei der Eröffnungsfeier für das Umweltjahr decken zu können.

Seit Neujahr ist Hamburg offiziell Umwelthauptstadt der Europäischen Union 2011. Die Hansestadt hatte sich 2009 bei der Wahl gegen 34 andere Städte durchgesetzt. Ausschlaggebend waren laut EU-Kommission der hohe Umweltstandard der Stadt, ihre Ziele und ihre Potenziale als Vorbild und Vermittler. Besonders hervorgetan habe sich Hamburg beim Öffentlichen Nahverkehr, beim Trinkwasser und beim Naturschutz.

Vor allem das Klimaschutzkonzept beeindruckte die Jury. Bis 2020 will Hamburg seinen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) um 40 Prozent gegenüber 1990 verringern. 2008 blies Hamburg mit 17,3 Millionen Tonnen CO2 bereits 16,4 Prozent weniger in die Atmosphäre als im Referenzjahr 1990. Mehr als 300 Maßnahmen sieht das Konzept vor, 46 Millionen Euro soll es kosten.

Zu den geplanten Maßnahmen zählen verstärkte Forschungen über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Hafenstadt oder der Ausbau der erneuerbaren Energien. So soll der Verbrauch von Strom und Fernwärme in 40 Jahren CO2-frei sein – 2008 betrug der Anteil von regenerativer Energie beim Strom aber erst 17 Prozent, bei der Fernwärme 16 Prozent.

Die wärmedämmenden Modernisierungen von Mietwohnungen kommen dagegen voran: Von 2007 bis 2009 wurden rund 17.500 Wohnungen mit staatlicher Förderung energetisch saniert. In der Mobilität setzt das Konzept neben einer Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs besonders auf einen Ausbau des Radverkehrs und die Erhöhung der Elektromobilität.

Das ganze Jahr 2011 über wollen nun Initiativen, Verbände, Firmen und Umweltschutzorganisationen Ideen zur Rettung des Klimas präsentieren. Und damit das nicht zu teuer wird, sind Sponsoren gern gesehen. Einer der „Premiumpartner“ allerdings ist der Siemenskonzern – und deshalb ist kurz vor Weihnachten der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) verärgert ausgestiegen. Eine europäische Umwelthauptstadt dürfe nicht „ein Unternehmen zum Hauptsponsor machen, das wie kein anderes für den Bau von Atomkraftwerken steht und in diesem Bereich sogar Weltmarktführer werden will“, kritisierte Hamburgs BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Siemens wolle sein Atom-Image mit dem Engagement für die Umwelthauptstadt reinwaschen.

Das könne sie nicht nachvollziehen, antwortete die amtierende Umweltsenatorin Herlind Gundelach (CDU). Denn Umweltpolitik lebe nicht vom Ausgrenzen, sondern vielmehr von der Kooperation. SVEN-MICHAEL VEIT

Programmheft unter: http://umwelthauptstadt.hamburg.de