100 Prominente setzen sich für deutsche Reporter ein

DEUTSCHLAND–IRAN In einem Appell fordern sie die Freilassung der zwei im Iran Inhaftierten

„Eine Freilassung wäre eine humanitäre Geste“

RENÉ OBERMANN, TELEKOM-CHEF

BERLIN rtr | Hundert führende Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport haben die Freilassung der beiden im Iran inhaftierten deutschen Reporter gefordert. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte der Bild am Sonntag, die beiden Journalisten müssten so schnell wie möglich freikommen und nach Deutschland zurückkehren.

Auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) appellierten an den Iran, die seit Mitte Oktober inhaftierten Reporter der Bild am Sonntag rasch freizulassen. Sie waren festgenommen worden, weil sie den Sohn der zum Tode verurteilten Iranerin Sakineh Aschtiani interviewen wollten. Nach iranischer Darstellung verstießen die Reporter gegen das Gesetz, weil sie mit einem Touristenvisum einreisten.

Dem Appell schlossen sich unter anderem die Vorsitzenden von SPD und CSU, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sowie Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin und Linken-Fraktionschef Gregor Gysi an. Auch der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, Daimler-Chef Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende von BMW, Norbert Reithofer, und der DGB-Vorsitzende Michael Sommer riefen den Iran auf, die Reporter aus der Haft zu entlassen. Der Chef der Deutschen Telekom, René Obermann, erklärte: „Eine Freilassung zum Jahreswechsel wäre eine humanitäre Geste.“ Auch Prominente wie Udo Lindenberg, Boris Becker, Herta Müller, Veronica Ferres und Wolf Biermann sprachen sich für eine Freilassung aus.

Der Sohn von Aschtiani bat am Samstag auf einer Pressekonferenz darum, das Leben seiner Mutter zu schonen. „Meiner Meinung nach ist meine Mutter auch schuldig. Da wir aber bereits unseren Vater verloren haben, wollen wir nicht auch noch unsere Mutter verlieren. Deshalb bitten wir um eine Umwandlung der Strafe“, sagte Sadschdschad Kadersadeh. Anschließend erhielt Aschtiani überraschend die Erlaubnis, das Gefängnis zu verlassen und mit ihrem Sohn und ihrer Tochter ein Essen einzunehmen. Die Iranerin sagte vor Pressevertretern, dass die beiden deutschen Reporter sie in Verlegenheit gebracht hätten. „Warum sind sie hierher gekommen? Warum sind sie gekommen und haben sich als Journalisten ausgegeben?“, sagte Aschtiani laut englischer Übersetzung.