Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Am 6. Juni jährt sich die Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie zum siebzigsten Mal. Aus Anlass des Jahrestags der entscheidenden militärischen Operation des Zweiten Weltkriegs zeigt das Zeughauskino in der Filmreihe „D-Day: Die Welt in Waffen“ auch die amerikanische Produktion „The Longest Day“ (1962), welche die Vorbereitungen zur Invasion sowie die nachfolgenden Gefechte in epischer Breite schildert. Trotz der vielen Handlungsstränge, diverser Regisseure und einer enormen Anzahl an Stars in kleinen Rollen wirkt der Film durchaus homogen und überzeugt durch eine große Klarheit, mit der komplexe Sachverhalte verdeutlicht werden. Inszenatorischer Höhepunkt ist die Landung amerikanischer Fallschirmtruppen in Sainte-Mère-Eglise, die aus dem Blickwinkel eines Soldaten (Red Buttons) geschildert wird, der mit seinem Fallschirm am Kirchendach hängen bleibt und hilflos mit ansehen muss, wie seine Kameraden abgeschossen werden. (OF, 9. 6., Zeughauskino)

Alfred Brendel geht ins Kino. Na und? – könnte man denken, das ist ja auch berühmten klassischen Pianisten nicht verwehrt. Aber so ist das gar nicht gemeint. Denn Brendel hat die Filmreihe „Zwischen Grauen und Gelächter“ für das Arsenal-Kino kuratiert, mit der sich der Musiker und Lyriker insbesondere als Kenner des schwarzen Humors erweist: Brendels Auswahl reicht dabei von George Cukors eleganter, aber böse-ironischer Gesellschaftskomödie „Dinner at Eight“ (1933) bis zu Alfred Hitchcocks Spätwerk „Frenzy“, der Geschichte eines Frauenmörders, die sich mit großer Liebe zum makabren Detail in herrlichen Geschmacklosigkeiten ergeht. Ebenfalls zum Einsatz kommt Tod Brownings Klassiker „Freaks“ (1932), ein bizarres Vaudeville-Melodram, das eine Gruppe von körperlich deformierten und versehrten Zirkusattraktionen als ganz normale Leute zeichnet, während eine attraktive Trapezkünstlerin und der mit ihr verbündete Muskelmann, die einen kleinwüchsigen Kollegen um Geld und Leben bringen wollen, als die wahren Freaks dastehen. (Freaks, (OF), 5. 6.; Dinner at Eight (OF), 6. 6.; Frenzy (OF), 8. 6., Arsenal)

Die Frage nach den eigentlichen Monstern verhandelt auch David Lynchs auf einer wahren Geschichte basierender „The Elephant Man“: Ein Arzt (Anthony Hopkins) befreit den durch eine Krankheit schwer verunstalteten John Merrick (John Hurt) aus einer Freak-Show, in der dieser als Attraktion missbraucht wird. Doch Merricks spätere Karriere als Darling der viktorianischen Gesellschaft ist mindestens ebenso zweifelhaft. Zu sehen ist der Schwarz-Weiß-Klassiker im Rahmen des Festivals „20 Jahre Arthaus“, das bis zum 18. Juni im Filmkunst 66 läuft. (OmU, 10./11. 6., Filmkunst 66)