Die rechtsnationalistische Internationale formiert sich

ÖSTERREICH Auf russische Initiative tagte in Wien eine illustre antiliberale eurasische Parteienschar

Gegen „liberalen Nihilismus“, „Homosexuellendiktatur“ und Massenzuwanderung

AUS WIEN RALF LEONHARD

Das fürstliche Palais Liechtenstein in Wien war am Wochenende Schauplatz eines Treffens der besonderen Art. Wladimir Putins Chefideologe Alexander Dugin, wichtigster Vertreter der sogenannten Eurasischen Bewegung, traf sich mit prominenten Rechtsextremen aus Europa. Neben der 24-jährigen Marion Maréchal-Le Pen, der Nichte von Front-National-Chefin Marine Le Pen, und Wolen Sidorow, Chef von Bulgariens rechtsextremer Partei Ataka, tummelten sich Repräsentanten konservativer bis rechtsextremer Gruppen aus Westeuropa auf dem Treffen. Mit dabei FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Parteigenosse Johann Gudenus. Gudenus hatte sich schon beim Referendum über die indirekte Annektion der Krim als Beobachter bewährt.

Als Veranstalter firmierte der russische Oligarch Konstantin Malofeew, den die Financial Times als „modernen Rasputin“ mit Zugang zu Putins Ohr bezeichnet. Er soll zu den Finanziers der prorussischen Aufständischen in der Ostukraine zählen. Der selbst ernannte Premierminister der Volksrepublik Donezk, Alexander Borodai, hat früher für ihn gearbeitet. Die Veranstaltung wäre gänzlich unbemerkt geblieben, hätte sie Bernhard Odehnal, Korrespondent des Zürcher Tagesanzeigers, nicht öffentlich gemacht. Über ihren Inhalt wurde strengstes Stillschweigen vereinbart.

Alexander Dugin trug mit Sprüchen wie „Russland muss Europa erobern, eingliedern, anschließen“ dazu bei, dass russische Expansionspläne nicht nur als rhetorische Kraftmeierei eines egomanen KGB-Zöglings wahrgenommen werden. Strache, von einem Reporter auf die Konferenz angesprochen, zeigte sich empört über das Medieninteresse an einem „privaten Treffen“. Er könne nichts Verwerfliches an dieser Zusammenrottung extremistischer Politiker erkennen. Dugins Rezept gegen „liberalen Nihilismus“, „Homosexuellendiktatur“ und Massenzuwanderung muss in den Ohren aller Zuhörer wie Musik geklungen haben: „Ihr seid nicht in der Lage, hier für Ordnung zu sorgen, wir schaffen das. Wir lösen das Problem Zuwanderung nach dem Motto: Koffer – Bahnhof – Los geht’s!“

Homosexuellenfeindliche oder antiliberale Äußerungen will Strache auf der Veranstaltung mit dem Titel „Wiener Kongress vor 200 Jahren“ nicht vernommen haben. Die Verschwörung ortet der FPÖ-Vorsitzende vielmehr bei den Medien, fürchtet aber nicht um den Zuspruch seiner Wähler: „Dass hier gehetzt wird, das durchschauen die Menschen, das kennen wir seit Jahren.“ Offizielles Thema dieses merkwürdigen Treffens war übrigens die Zukunft christlicher Grundwerte in Europa.