Behörden warnen deutsche Kopten vor Anschlagsgefahr

TERROR Nach Attentat in Ägypten: Drohung im Internet beunruhigt koptische Christen

„Unsere Gemeinde hat Angst vor Terroristen“, sagte der Priester der Frankfurter Kopten, Pigol Bassili

BERLIN taz | Die Sicherheitsbehörden haben die in Deutschland lebenden koptischen Christen vor möglichen Anschlägen gewarnt. Dies sei noch vor dem Anschlag auf eine koptische Gemeinde im ägyptischen Alexandria geschehen, sagte am Montag ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) der taz. Hintergrund sei eine allgemeine Anschlagsdrohung auf dschihadistischen Seiten im Internet gegen koptische Gemeinden in zahlreichen Ländern, darunter in Deutschland.

Nachdem Mitarbeiter des BKA am Heiligen Abend auf diese Drohung gestoßen seien, habe das Amt routinemäßig die Landespolizeien informiert. Diese hätten mit den koptischen Gemeinden Kontakt aufgenommen. In der Silvesternacht kamen bei einem Selbstmordattentat auf eine Gemeinde in Ägypten 21 Menschen ums Leben.

Nach Angaben des koptischen Bischofs in Deutschland, Anba Damian, könnten die Kopten in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar das Ziel neuer Anschläge sein. In dieser Nacht feiern die orthodoxen Christen Weihnachten. In Deutschland leben etwa 7.000 koptische Christen, viele von ihnen stammen aus Ägypten. Größere Gemeinden gibt es in Frankfurt am Main und München. Die Frankfurter Polizei sah am Montag „keine konkrete Gefährdungssituation“. Man stehe mit der Gemeinde aber in engem Kontakt, sagte ein Sprecher. Noch am Nachmittag wollten Mitarbeiter der Polizei zu einem Gespräch über Sicherheitsvorkehrungen für den Gottesdienst am Donnerstag in die Gemeinde fahren. „Unsere Gemeinde hat Angst vor Terroristen“, sagte der Priester der Frankfurter Kopten, Pigol Bassili.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Anschlag in Ägypten scharf verurteilt. „Mit Abscheu und Entsetzen“ habe sie die Nachricht vernommen, schrieb Merkel am Montag an den ägyptischen Staatschef Husni Mubarak.

Die großen islamischen Organisationen in Deutschland reagierten unterdessen mit Unverständnis auf die Forderung einiger Unionspolitiker, sie müssten sich stärker von Gewalt distanzieren. Fraktionschef Volker Kauder (CDU) hatte dazu in einem Interview unter anderem den Zentralrat der Muslime aufgefordert, die CSU-Politiker Johannes Singhammer und Hans-Peter Uhl äußerten sich ähnlich. „Die vier großen muslimischen Verbände haben bereits am Neujahrstag gemeinsam auf den Anschlag reagiert“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek der taz. In einer Erklärung vom Samstag heißt es, die Verbände verurteilten „diesen feigen und schrecklichen Anschlag auf das Schärfste“.

SABINE AM ORDE

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