Drama mit dem Ausweis
: Geht doch

„Wie jetzt?“, sag ich. „Stimmt doch.“ Die Postfrau ruft: „Nein!“

Ich hasse Pakete abholen; ich weiß schon, warum. Manche stört die lange Schlange und das Schleppen, aber mich stört was anderes. Mich stört mein Name. Mein Ausweis, genauer gesagt. Und anscheinend stört’s nicht nur mich, sondern auch die Frau am Schalter der Post. „Sie sehen aber nicht aus wie Frau Juschka“, sagt sie und betont „Frau“. „Nee?“, frag ich und zeig ihr, wie schön hoch ich piepsen kann mit meiner Stimme. „Bin ich aber“, piepse ich. „Aha“, sagt die Frau von der Post und mustert mich.

„Ja“, piepse ich und nicke und lächele ganz weiblich, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass das wirklich weiblich ist. Ich tu es trotzdem und fass mir dann mit der Hand auf die Backe, auf den Kajalstift, der da verschmiert ’nen Dreitagebart andeutet. Funktioniert meistens prima, Kajal als Bart. Zu prima heute, anscheinend. Ich reib ein bisschen Schwarz von der Backe, lächle weiter.

Die Frau von der Post schaut abrupt weg, runter auf das Paket. „Aber hier“, sagt sie, „hier die Adresse stimmt nicht überein mit der auf Ihrem Ausweis!“ „Echt?“, frag ich und vergess dabei glatt zu piepsen. Ich beug mich vor, gucke. Auf dem Adressaufkleber steht, was da stehen soll: meine Adresse, sogar leserlich. „Wie jetzt?“, sag ich. „Stimmt doch.“ – „Nein!“ Die Postfrau sticht mit dem Finger nach dem Paket. „Da steht ein D, ‚Aufgang D‘! Und auf Ihrem Ausweis steht das nicht.“

„Ach so“, sag ich. „Kann ich erklären. Ohne D aufm Brief finden die Briefträger mich nicht. Da sind die …“, ich breche ab, „… zu blöd für“, wollte ich sagen, aber gerade rechtzeitig merke ich, mit wem ich grad rede. Ich setze neu an: „Da kommen die Briefe besser an“, erkläre ich und nicke und lächle. „Ist kompliziert mit den ganzen Aufgängen im Hof.“

Wir schauen uns an, die Postfrau und ich, dann seufzt sie, und endlich darf ich’s nehmen, mein Paket. Zum Abschied pieps ich noch mal Tschüss. JOEY JUSCHKA