Nein zum Schenken

Das Tauschritual verdeckt längst, was Weihnachten auch sein könnte – nicht nur bei Kirchenmitgliedern

„Wer die Leute nach dem Wert ihrer Geschenke beurteilt, ist dumm.“ Dem chinesischen Kaufmann und Politiker Lü Bu We – geboren um 300 vor Christi Geburt – wird dieser Satz zugeschrieben. Niemand freilich würde zugeben, er oder sie könnte dem Geschenk mehr Bedeutung beimessen als dem Beschenktwerden. Am Materiellen interessiert, das sind immer die anderen.

Aber: Sind es denn wirklich nur Kevin, Friedrich oder Carlotta, die nach den Feiertagen mit ihren Mitschülern in Wettstreit treten, wer denn nun den MP3-Player mit der größeren Festplatte, das ältere Hausmusikinstrument oder das hübschere Pony bekommen hat?

Es sei ja nicht ihr Geburtstag oder der ihrer Lieben, so begründete unlängst eine langjährige Gemeindeschwester, warum sie die Geschenke klein hält. Vielmehr werde die Geburt Jesu gefeiert, fuhr die gleichermaßen lebenserfahrene wie glaubensfeste Gesprächspartnerin fort.

Nun ist es auch bei entschieden weniger dem Glauben zugewandten Menschen nicht allein der bloße Unwille, sich an Adventssamstagen in die Nähe von Kaufhäusern zu begeben, die ihnen den ritualisierten Geschenketrubel reichlich vergällen. Nein, Weihnachten könnte so viel Gutes bringen: Wiedersehen, Ruhe, mancherorts sogar Frieden, ganz und gar irdischen. Und stattdessen sollen wir uns vorher unnötigen Stress antun, während der Bescherung manch schlecht überspielte Enttäuschung und nachher das Gerenne wegen des Umtauschs?

Man könnte es auch so sagen: Nichts Wesentliches ist gegen das Schenken, aktiv wie passiv, einzuwenden – aber bitte nicht gerade zu Weihnachten! ALDI