Ja zum Schenken

Denn Schenken ist Beziehungspflege. Und wer will denn im Ernst nur Plätzchen zu Weihnachten bekommen?

Klick, klick, klick, so aufwendig war das nun wirklich nicht. Einmal kurz bei Amazon eingeloggt, und zwei Tage später liegt die CD für die elfjährige Nichte im Briefkasten. Dem voran ging das alldezemberliche Telefonat mit der Schwester: „Was wünscht ihr euch eigentlich?“ Darauf die Rückfrage: „Und du?“

Ein kleiner warmer Schauer durchrieselt mich. Ich werde gefragt, was ich mir wünsche. Hmmm. Weiß nicht. Eigentlich einen albernen Handstaubsauger, aber dafür ist die Schwester nicht die Richtige, das wäre ein Sammelgeschenk für alle drei Geschwister. Richtig gehört, wir sind vier und treffen uns auch mit Anfang 40 noch zur jährlichen Geschenkeschlacht am Tannenbaum. Hinzu kommen mittlerweile vier Partner, fünf Kinder und die zwei Großeltern. Macht 30 bis 110 Geschenke. Zeit vielleicht, die Sache zu stoppen? Geschenke nur für die Kinder, denn die Großen können sich selbst kaufen, was sie wollen?

Beim Telefonat mit dem Bruder lag der Gedanke kurz in der Luft. Irrgs. Ich stelle mir ein Weihnachten vor, bei dem ich außer Plätzchen nichts bekomme. Schenken hat doch auch kulturellen Wert. Wenigstens einmal im Jahr telefonieren wir miteinander und denken an den anderen. Schenken ist Beziehungspflege. Das gilt nicht nur für Blutsverwandte, sondern auch für Freunde und Wahlverwandte.

Wem der Aufwand zu groß scheint, der kann ja Tricks anwenden. Ich verschenke gute Sachen gleich an zwei Personen aus verschiedenen Familienzweigen. Und ich führe Tabellen, damit ich keinen vergesse. Der Aufwand lohnt. Schenken wir nicht, enttäuschen wir – egal ob sieben oder 70 Jahre alt – unterm Weihnachtsbaum kleine Kinder. KAJ