Rauchverbote
: Kotau vor der Tabak-Lobby

Raucher müssen offenbar bald mit Gesetzesbüchern unterwegs sein, wenn sie auf Reisen sind. Dass sich eine Bundeslösung für den Nichtraucherschutz in Speisegaststätten offenbar als Rohrkrepierer für die Große Koalition entpuppt, ist schon blamabel genug. Dass sich aber die Bundesländer wahrscheinlich nicht auf eine einheitliche Regelung einigen können, ist ein Trauerspiel, das erneut den deutschen Föderalismus als staatlichen Dinosaurier im 21. Jahrhundert entpuppt.

KOMMENTARVON KAI SCHÖNEBERG

Rauchen ist in Kiel genauso schädlich wie in Bremen. Das ist seit Jahrzehnten Gemeingut der Wissensgesellschaft. Warum schafft es die Politik nicht, daraus angemessene Schlüsse zu ziehen, um Nichtraucher zu schützen?

Wenn sich jetzt bereits einige Länder unterhalb der bereits vielfach gescholtenen, aber offenbar nicht gangbaren Bundes-Linie bewegen, ist das nichts als ein Kotau vor der Tabak-Lobby. Von einer Gratwanderung zwischen Gesundheit und Ökonomie kann keine Rede sein: Seit der Einführung von strikten Rauchverboten in irischen oder italienischen Gaststätten ist klar, dass die Umsätze nicht gefallen, sondern gestiegen sind, weil mehr Familien essen gehen.

Es ist ein Schurkenstück der Vielländerei, dass die Sprengel offenbar der Branche des Todes noch weniger entgegenzusetzen haben als der Bund.