RENé SCHNITZLER, SPIELER
: Kein Supermann

■ 25, wurde in Mönchengladbach geboren, erzielte für den FC St. Pauli sieben Tore. Foto: dpa

Was hat er nicht alles verspielt. Viel Geld beim Zocken, seine Karriere als Fußballer. Und zumindest gespielt hat er auch mit seiner Gesundheit, als er sich nach eigenen Angaben mit der Wettmafia einließ – und die Betrüger betrog. Die Rede ist von René Schnitzler, einst hoffnungsvolles Sturmtalent, Bundesliga-Debütant mit 22 Jahren und von 2007 bis 2009 in der Zweiten Liga beim FC St. Pauli unter Vertrag.

In dieser Zeit, so gestand Schnitzler jetzt dem Stern, habe er, der nach eigenem Bekunden seit Jahren spielsüchtig ist, über 100.000 Euro von einem Wettpaten namens „Paul“ erhalten. Dafür sollte er 2008 fünf Partien verschieben. Die Hand habe er aufgehalten, doch manipuliert habe er nicht, betont Schnitzler, was in mindestens drei der Fälle glaubhaft ist: Hier kam der Stürmer gar nicht zum Einsatz.

Doch hat Schnitzler tatsächlich die Wettmafia geprellt, hat er viel riskiert, dann ist es „ein Wunder, dass er noch lebt“, wie sein Kollege Marcell Jansen (HSV) sagt, mit dem er einst gemeinsam für Borussia Mönchengladbach kickte. Ein Gangster soll gedroht haben, Schnitzler „an einen Pfosten in der Elbe zu binden und auf die Flut zu warten“.

Schon als Schnitzler am Millerntor anheuerte, galt er als labil, zeigte keine profihafte Berufseinstellung. Herausragend war nur das Selbstbewusstsein des Spielers, der stets ein Superman-Shirt unter dem Trikot trug und dieses stolz präsentierte, wenn ihm mal ein Treffer gelungen war.

Trainer Holger Stanislawski wollte das Talent auf den rechten Weg führen und scheiterte. „Fußballerisch bist du Bundesliga, vom Kopf oft Kreisklasse C“, hat er Schnitzler einmal angebellt. Immer wieder gab es clubinterne Querelen um den Stürmer, und noch bevor sein Vertrag 2009 auslief, setzte er sich grußlos aus Hamburg ab.

Kurz darauf schlug Schnitzler in der Verbandsliga Mittelrhein beim FC Wegberg-Beeck auf. Dort löste er vor drei Wochen seinen Vertrag auf, weil er zwei Angebote für die Rückkehr ins Profigeschäft habe: Eines aus Belgien, eines aus Kasachstan – nicht grade die Premiumadressen des Weltfußballs. Doch auch da werden bestechliche Spieler eher nicht gefragt sein. MARCO CARINI