LESERINNENBRIEFE
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Europas grüne Hauptstadt

■ betr.: „Kopenhagen. Das Zukunftsschaufenster“, taz vom 31. 5. 14

Vielen Dank für den informativen Artikel in der Sonntaz. Kopenhagen hat es offenbar verstanden, diesen Titel mit viel Inhalt zu füllen – ganz im Gegenteil zum letztjährigen Titelträger Hamburg. Denn diesen sogenannten Titel bekommen Städte anscheinend ohne jegliche Leistung; Hamburg hat ihn trotz in Bau befindlichen Kohlekraftwerks erhalten, sehr grün … Und in den meisten Stadtteilen gibt es bis heute noch nicht mal eine Biotonne. Weiter so, Kopenhagen! EVA ZANDER, Hamburg

Das Ziel ist nicht erreichbar

■ betr.: „Wir sind zurück im Jahr 1914“, taz vom 3. 6. 14

Der begütigende Appell von Prof. Kronenbitter, man solle versuchen, sich in die jeweils anderen Gruppen zu versetzen, ist schwieriger zu befolgen, als man wünschen möchte: Empathie – wir konnten dies in derselben taz auf S. 15 lesen („Wir haben ein globales Defizit an Empathie“) – ist eine Fähigkeit der Menschen, die sowohl kognitive wie auch emotionale Anstrengung erfordert; die emotionale Komponente wurzelt in der jeweils eigenen Erlebniswelt.

Insofern scheint mir das Ziel, zu einer gemeinsamen europäischen Erinnerung kommen zu sollen, nicht nur nicht erreichbar, sondern auch nicht wünschenswert zu sein: Schon schwierig genug wäre es, die mir widersprechenden und mich irritierenden Erinnerungen der jeweils anderen anzuhören und so gut es eben geht zu akzeptieren. Georgi Gospodinov scheint doch ein ganz gutes Beispiel dafür gegeben zu haben: Über die Ängste zu erzählen, über die enttäuschten Hoffnungen, über das noch immer leicht zu erweckende Misstrauen – meines und das der vielen anderen …

URSULA GROTZ, Entringen

Ein politischer Beamter

■ betr.: „Die ‚aggressive Autoimmunkrankheit‘ NSA“, taz v. 4. 6. 14

Es ist ja offensichtlich, dass die Regierung kein Interesse an einem Ermittlungsverfahren gegen die Machenschaften der NSA hat. Anhaltspunkte für die Einleitung eines Verfahrens gäbe es sicher genug bei der massenhaften Ausspähung deutscher BürgerInnen. Aber der Bundesanwalt, der ein Ermittlungsverfahren einleiten könnte (beziehungsweise sollte), ist im Gegensatz zu einem Richter ein politischer Beamter und daher gegenüber dem Bundesjustizministerium weisungsgebunden. So hat Bundesanwalt Range selbst eingeräumt, dass „politische Folgewirkungen“ auch ein Faktor für Entscheidungen in seiner Arbeit seien. Die Angst der Regierung vor einem transatlantischen Zerwürfnis ist groß. Daher auch die Entscheidung, Herrn Snowden nicht nach Deutschland einreisen zu lassen, geschweige denn, ihm hier Asyl zu gewähren. Andererseits profitieren ja auch die deutschen Geheimdienste von der Arbeit der ausländischen Kollegen, auf deren „Erkenntnisse“ vor allem die deutschen Innenminister nicht verzichten möchten.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Ausspähen bleibt ungesühnt

■ betr.: „Merkels Handy bekommt Aktenzeichen“, taz vom 5. 6. 14

Beim Generalbundesanwalt Harald Range (FDP) wird mir angst und bange. Erst wollte er gar nicht in der NSA-Affäre ermitteln und jetzt ermittelt er zumindest offiziell wegen illegalen Abhörens des Handys von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nur das Ausspähen von Millionen deutschen Bürgern durch die NSA in den elektronischen Kommunikationshilfen ohne Rechtsgrundlage bleibt ungesühnt. Dazu steht in Artikel 3 (1) Grundgesetz: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Großer rechtsstaatlicher Irrtum: Manche Menschen sind halt gleicher. Denn als Königin eines wirtschaftlich starken Ameisenvolkes wird Angela Merkel natürlich von ihren Sklaven, Arbeitern und Soldaten ganz besonders hofiert und beschützt. Die Spionage bei Millionen Bürgern ist in dieser Gedankenwelt leider nur ein kaum zu beachtender Kollateralschaden!

ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Krieg und Frieden

■ betr.: „Obamas Mitbringsel zum D-Day“, taz vom 4. 6. 14

Obama ist der Weltdrohnenkrieger Nummer 1, das Gefangenenlager in Guantánamo ist immer noch nicht geschlossen und nun will er für eine Milliarde US-Dollar Soldaten nach Osteuropa schicken. Wann gibt er endlich seinen Friedensnobelpreis zurück?

JOACHIM FISCHER, Bremen

Leseempfehlung

■ betr.: „Dicke, schwere Fleißarbeit“, taz vom 3. 6. 14

Wer eine „etwas andere“ Interpretation der Veröffentlichung von Thomas Piketty lesen möchte, dem sei der Aufsatz des Amerikaners Paul Krugman (Wirtschaftsnobelpreisträger 2008) empfohlen in Heft 6/2014 der Blätter für deutsche und internationale Politik. In der Kurzfassung (S. 35) würdigt Krugman „dessen Versuch, den Kapitalbegriff unter dem Gesichtspunkt der Ungleichheit wieder aufzunehmen, als einen ganz großen Wurf. Dieser könne nicht nur unsere politischen Auffassungen, sondern auch die Politik insgesamt revolutionieren.“ EBERHARDT WUTTKE, Bonn