Draußen feiern nach Vorschrift

STADTLEBEN Bremen hat ab sofort zwei offizielle Party-Flächen im Freien – neben dem Stahlwerk und im GVZ. Partymacher sind skeptisch ob der Vorschriften: nur kleine Musikanlagen, nur 100 Leute

Wie bei den Vorschriften eine spontane Party stattfinden soll, bleibt fraglich

Dieses Wochenende darf in Bremen ganz legal draußen gefeiert werden: Ab sofort gibt es zwei ausgewiesene Flächen für Freiluft-Partys. Darüber hat das Ressort die Innendeputation informiert. Eine der Flächen liegt im Güterverkehrszentrum (GVZ) an der Ecke der Senator-Appelt-Straße und der Senator-Blase-Straße. Die andere Fläche ist in Gröpelingen, direkt vor dem Eingang des Stahlwerks.

Erlaubt ist das Feiern hier mit bis zu 100 Leuten, wenn ein Veranstalter spätestens zwei Tage zuvor bei der Polizei einen Personalausweis vorlegt. Während der Party muss er erreichbar bleiben.

Die Feiern sollen dabei einen unkommerziellen Charakter nicht verlieren: Es dürfen weder Getränke verkauft werden, noch eine professionelle Musikanlage aufgestellt werden. Grillen und offenes Feuer sind verboten, der Veranstalter muss garantieren, den Müll wieder einzusammeln.

Die ganze Sache soll nun bis zum Herbst erprobt werden. Entstanden war die Idee legaler Partyflächen aus einer aufgeheizten Stimmung im letzten Jahr heraus: An einem Wochenende hatte die Polizei gleich drei Partys wegen angeblicher Ruhestörung aufgelöst. Ohne Grund, hieß es aus der freien Party-Szene, es sei regelrecht eine Jagd auf Partys gemacht worden.

Ruhestörung von Anwohnern ist auf den neuen Flächen nun praktisch ausgeschlossen – sie liegen weit entfernt von jeglicher Wohnbebauung. Dafür sind sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch eher schwer bis gar nicht zu erreichen.

Eher skeptisch nimmt denn auch die freie Partyszene die neuen Regeln auf. Die Frage, wie bei all den Vorschriften noch eine spontane Party stattfinden soll, steht im Raum. Einige Bremer Party-Kollektive sind etwa mit professionellem Equipment unterwegs, manchmal wurden auch Getränk gegen Spenden bereitgestellt – und alles blieb dennoch unkommerziell. Auch, dass genau auf die Obergrenze an Teilnehmern geachtet werden kann, bezweifelt manch ein Partymacher.

Sükrü Senkal, innenpolitischer Sprecher der SPD, bleibt hingegen gelassen: „Wir wollen jetzt austesten, wie es sich entwickelt, dann wissen wir, worüber wir reden. Die Vorschriften sind noch nicht in Stein gemeißelt.“  JPB