Was tun in Hamburg?
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■ Fr, 13. 6. bis So, 15. 6., Infos: 48h-wilhelmsburg.de

Musikmarathon

Wie erfolgreich das Projekt „48h Wilhelmsburg“ ist, lässt sich am beachtlichen Zuwachs des vom Netzwerk „Musik von den Elbinseln“ initiierten Stadtteil-Kultur-Festivals ablesen. Mit rund 500 MusikerInnen nehmen diesmal fast dreimal so viele am Musikmarathon teil wie im vergangenen Jahr, 80 verschiedene Spielorte gibt es. Denn noch wichtiger, als dem Rest der Stadt ein Wochenende lang die musikalische Vielfalt Wilhelmsburgs und der Veddel gebündelt zu präsentieren, war in den letzten vier Jahren das Knüpfen des lokalen Netzwerks und ein nachhaltiges „musikalisches Community Building“. Den ganzen Stadtteil wollte man aktivieren und ein Beispiel für gelungene demokratische Einbindung geben. 48 Stunden lang wird ab Freitag um eine Spende in den Hut gebeten. Viel Verheißungsvolles gibt es da auch diesmal zu entdecken.

■ So, 8. 6., 20 Uhr, Golem

Subjektiv antifaschistisch

Mit der Kamera hatte sie schon als Model zu tun und in experimentellen Fotoprojekten mit Man Ray, zur Kriegsberichterstattung aber ist Elizabeth „Lee“ Miller ganz ohne journalistische Erfahrung gekommen: 1944 wurde sie Militärkorrespondentin für die Vogue, berichtete als eine von wenigen Frauen über den Krieg: eindrücklich, subjektiv und antifaschistisch. Nun sind Millers Reportagen, Briefe und Artikel über das befreite Paris sowie ihre Gespräche mit Künstlern wie Picasso und Coctea auf Deutsch erschienen (Lee Miller, Krieg. Mit den Alliierten in Europa 1944–1945. Edition Tiamat, 400 S., 24 Euro). Jetzt stellt Verleger Klaus Bittermann den Band im Golem vor, Schauspielerin Franziska Hartmann liest ausgewählte Texte.

■ Sa, 7. 6., 15.30 Uhr, „MS Claudia“

Schwere Melodien

Seit Jahren macht sich Timo Grön-Valtonen, Sänger und Gründer des Quartetts Tangon Taikaa, in Hamburg um die Popularität des finnischen Tangos verdient. 1995 veranstaltete er in der finnischen Seemannskirche sein erstes deutsch-finnisches Tango-Konzert. Seiner unermüdlichen Arbeit als deren Musiker, Kantor und Konzertveranstalter hat das Kulturzentrum es auch zu verdanken, es 1999 auf Platz acht in der Liste der besten Hamburger Clubs geschafft zu haben. Am heutigen Samstag werden die studierten Jazzmusiker – die schon für Größen wie Giora Feidman und Tom Waits gespielt haben – auf der Barkasse „MS Claudia“ mit schweren Melodien Finnland nicht nur geografisch versuchen näher zu kommen.

■ Di, 10. 6., 19.30 Uhr, Literaturhaus

Für immer einsam

Über drei Generationen zwischen Afrika, Berlin und der französischen Provinz erstreckt sich die Familientragödie, die die in Berlin lebende französische Schriftstellerin Marie NDiaye in ihrem aktuellen Roman „Ladivine“ (Suhrkamp, 444 S., 22,95 Euro) erzählt. Vor allem bringt NDiaye, die 2009 für „Drei starke Frauen“ mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet wurde, jene Einsamkeit zur Sprache, von der ihre Protagonistinnen angetrieben werden – und der sie nicht entkommen können. Aus deren Innenperspektive webt sie einen ebenso dichten wie intensiven Text, verfolgt jede Regung und spürt der Spannung zwischen Realität und Fantastischem nach.  MATT