Das Ding, das kommt
: Geschäft mit dem Geschäft

AUFS KLO gehen darf man in Hamburg nur noch gegen Bares. Wer sein Geschäft trotzdem verrichtet, kommt ins Straflager – im Musical „Ab in die Büsche“

Nach der erfolgreichen Revolution entspannen die Pee-for-Free-AktivistInnen endlich die Schließmuskeln am Blasenboden und singen das Lied der zurückgewonnenen Freiheit: „I See A River“. Ein jeder darf wieder dem Ruf der Natur folgen, wann er will, so viel er will, so lange er will und mit wem er will.

Himmelschreiend komisch ist Mark Hollmanns und Greg Kortis’ Musical „Urinetown“, dabei geht es doch um ein ernstes Thema: Als Student auf einer Reise durch Europa stand Kortis vollig abgebrannt vor einer kostenpflichtigen Toilette. Und begann sofort mit ersten Skizzen für eine Dystopie voll, nun ja, trockenem Humor.

Nach einer Dürreperiode ist das Wasser knapp, private Toiletten sind verboten. Seine Notdurft darf man nur noch in den Keramikabteilungen des Megaunternehmens Urine Good Company verrichten – gegen Bares. Wer seine Stange Wasser an den nächsten Baum stellt, wird ins Straflager „Urinetown“ verbannt und kehrt nie wieder zurück. Doch im „ärmsten und dreckigsten Urinal der Stadt“ regt sich der Widerstand.

Eine bittere Satire auf den Klimawandel im Kapitalismus und die soziale Verantwortungslosigkeit von Unternehmen ist „Urinetown“. Und zugleich eine bissige Parodie des Broadway-Musicals an sich, die böse mit der Erwartung eines guten Endes spielt. Überaus erfolgreich: Fast drei Jahre lang lief „Urinetown“ im Henry Miller’s Theatre am Broadway. Preisgekrönt ist das Pinkel-Musical auch: Drei Tony Awards gab es 2002.

Ab Freitag ist „Urinetown“ unter dem Titel „Ab in die Büsche“ erstmals in Hamburg in einer Inszenierung von Regie-Dozent Alexander Radulescu und Studierenden zu sehen.  MATT

■ Fr, 13. 6., 20 Uhr, Hamburger Sprechwerk; weitere Termine: 14., 18. und 19. 6.