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: Emissionszertifikat fürs Studium

Die Verhandlungen um das NRW-Semesterticket dürfen nicht scheitern. Das würde nicht nur den Studierenden schaden, die sich schon jahrelang darauf freuen, mit einem Fahrschein im ganzen Bundesland fahren zu können. Der Vorläufer für den NRW-Tarif, das regionale Semesterticket, ist längst auch ein Vorbildprojekt für den gesamten Nahverkehr.

KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER

Schon seit Jahren können die meisten der 470.000 Studierenden im Land mit ihrem Hochschulausweis Bus und Bahn in ihrer Region nutzen. Viele sind erst durch das Semesterticket vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen. Das zeigt das Beispiel der Uni Bielefeld: Nachdem 1992 dort die regionale Fahrkarte eingeführt wurde, stieg die Zahl der täglichen NutzerInnen der öffentlichen Uni-Haltestelle um fast 2.000 auf 3.850. Die Studierenden müssen nun nicht mehr überteuerte Monatstickets kaufen oder an jeder Bahnstation ein neues Ticket lösen. Auch die Verkehrsbetriebe freuen sich. Sie können hunderttausende KundInnen mindestens ein halbes Jahr lang an sich binden. Die Semesterfahrscheine haben außerdem eine ökologische Wirkung. Es fahren immer mehr Immatrikulierte mit Bus und Bahn statt sich – oft allein – ins Auto zu setzen. Somit ist das Semesterticket eine Art Emissionszertifikat für Studierende. Es macht den NutzerInnen nachhaltige Verkehrsmittel schmackhaft.

Da verwundert es nur, dass nicht auch andere Berufsgruppen längst eigene Tarife ausgehandelt haben. Gäbe es die etwa auch für Angestellte, würde es sich die Bankmanagerin sicher überlegen, ob sie morgens lieber im Stau steht, oder mit Bus und Bahn zur Arbeit fährt. Ein Jahresticket für NRW kostet in der zweiten Klasse heute im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr stolze 2.400 Euro. Studis an der Uni Dortmund zahlen für ihren regionalen Fahrschein in zwei Semestern gerade mal rund 160 Euro. Auch das landesweit gültige Ticket wäre nicht viel teurer. Bleibt nur zu hoffen, dass die Unternehmen ihre Blockadehaltung bald aufgeben.