Hauch von Normalität

FLUCHHAFEN BER

Nach langer Zeit waren von Mehdorn mal wieder sinnvolle Sätze zu vernehmen

Was ist, wenn Durcheinander und Chaos regieren – eigentlich das Normale? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft, man glaubt es kaum, ein Blick auf den Großflughafen BER. Am Montag zeigten dessen beide Chefpiloten Hartmut Mehdorn und Klaus Wowereit endlich wie Krisenmanagement funktioniert – wie man versuchen kann, eine gewisse Normalität herzustellen inmitten einer beispiellosen Pannenserie.

In der Vorwoche waren erstmals Korruptionsvorwürfe bekannt geworden – dass es die noch nicht früher gegeben hat, grenzt angesichts der Anfälligkeit von Bauprojekten dieses finanziellen Umfangs an ein Wunder. Eine Sondersitzung des Aufsichtsrats ward einberufen: für Montagmorgen, 8 Uhr. Es sollte Ergebnisse geben, noch am selben Tag.

Es gab sie, sogar in ungewohnter Klarheit. Eine Taskforce werde eingesetzt, so Mehdorn, um alle Vergehen des der Korruption beschuldigten Technikchefs zu überprüfen. Seit langer Zeit waren vom Airportchef so etwas wie sinnvolle Sätze zu vernehmen. Er schloss weitere Korruptionsfälle nicht aus, und auch bei der Frage nach den Folgen des Skandals für den BER-Zeitplan reagierte er erstaunlich ergebnisoffen. Wowereit hatte zuvor von einem „schlimmen Vorgang“ gesprochen. Seltene Worte auch des Regierenden.

Diese Klarheit hat ihren Grund: Mehdorn wie Wowereit sind höchstens indirekt von den Vorwürfen betroffen – anders als bei abgesagten Eröffnungsterminen und überraschenden Kostensteigerungen. Aber es hätte ein Anfang für Ehrlichkeit beim BER sein können.

Hätte. Zwar kamen Wowereit und Mehdorn der Einladung der Grünen in den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses am Mittwoch noch nach. Doch dann: Dumme Parolen, wie wir sie seit zwei Jahren hören. „Der Bau wird fertiger und fertiger“, verlautbarte Mehdorn. Das macht einen noch fertig. BERT SCHULZ