Soliticket in Gefahr

Die Verhandlungen über ein NRW-weites Semesterticket stehen auf der Kippe. Drei Verkehrs-verbünde verweigern die Einführung. Studierende sind nach langen Debatten enttäuscht

VON MORITZ SCHRÖDER

Dem NRW-Semesterticket liegen drei Bremsklötze im Weg. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Verkehrsgemeinschaften Ruhr-Lippe und Münsterland verweigern sich dem landesweiten Prestigeprojekt der Studierendenvertreter. „Die Verhandlungen sind ins Stocken geraten“, sagt Ariane Weber, Sprecherin des bei den Verhandlungen federführenden Verkehrsverbundes Rhein-Sieg. Die drei Verbünde befürchteten, dass mit dem NRW-Fahrschein die bestehenden regionalen Tickets gefährdet würden. Die MitverhandlerInnen der Studierenden sind nach zweijährigen zähen Diskussionen enttäuscht: „Eigentlich sollte das Ticket nur noch juristisch festgezurrt werden. Dass die Verbünde jetzt abspringen, ist sehr ärgerlich“, sagt Isabel Falagan vom Landes-Asten-Treffen (LAT) in NRW.

Ursprünglich sollten die Verhandlungen im Dezember abgeschlossen werden, damit das landesweit geltende Nahverkehrsticket bereits im kommenden Semester hätte eingeführt werden können. Streit gab es vor allem um den einheitlichen Preis des Fahrscheins. Mitte des Jahres hatten die neun Verkehrsverbünde in NRW 32 Euro vorgeschlagen, damit die Studierenden nicht nur in ihrer Region, sondern auch im Rest des Landes fahren können. „Das haben wir grundsätzlich abgelehnt“, sagt Falagan. Die Studierenden wollten beim Preis zumindest eine zwei vorne sehen. Mehrmals haben die Verkehrsgesellschaften die Frist für ein neues Angebot verstreichen lassen.

Hans Oehl, Sprecher des Unternehmens VRR, bestätigt den Leerlauf in den Verhandlungen: „Der VRR und seine Unternehmen stehen der Debatte abwartend gegenüber“, sagt Oehl, kündigt aber neue Gespräche im kommenden Jahr an. Der Verbund sei skeptisch, ob die Mehrheit der Studierenden das regionale Semesterticket weiterhin befürwortet, wenn sie zusätzlich den NRW-Fahrschein finanzieren müsste. Schon jetzt zahlen die meisten außer den 500 Euro Studienbeitrag auch einen Sozialbeitrag von bis zu 170 Euro im Semester, von dem das Semesterticket den größten Teil ausmacht.

Falagan vermutet noch einen anderen Grund für die Verweigerungshaltung des VRR: „Da die meisten Studierenden im Land zu diesem Verbund gehören, fragt sich das Unternehmen: Was haben wir davon“, so Falagan. Mit 43 Millionen Zugkilometern ist der VRR nach Eigenangaben der größte Verkehrsverbund in Europa. Ohne den VRR mache ein landesweites Ticket aber keinen Sinn, so Falagan.

Laut dem Unterhändler der Studierenden, Nils Fonteyne, sind die rund 470.000 Studierenden im Land überwiegend für das NRW-Ticket. Erst vergangenen Mittwoch hatte sich auf der Vollversammlung an der Uni Bochum eine Mehrheit dafür entschieden. Trotzdem wagt Fonteyne keine Prognose, wann der NRW-Fahrschein kommt: „Ob die Verhandlungen überhaupt weiterlaufen, steht in den Sternen.“