UNTERM STRICH

“He‘s got this dream about buyin‘ some land/He‘s gonna give up the booze and the one night stands“ sang Gerry Rafferty 1978 im autobiografischen „Baker Street“. Dieser Welthit mit dem charakteristischen Saxophon-Solo ermöglichte dem damals 31-jährigen Schotten zwar ein mondänes Leben auf dem Lande, doch mit der Alkoholabstinenz sollte es nicht klappen: er starb am 4. Januar mit 63 Jahren an Leberversagen. Jener atmosphärischen Desillusionsballade gingen vier Jahre juristischer Querelen mit dem Management von Raffertys Ex-Band Stealers Wheel voraus. Die schufen 1972 mit dem – ursprünglich als Dylan-Parodie gedachten – „Stuck In The Middle With You“ die Gute-Laune-Akustikpop-Nummer schlechthin. Doch Rafferty, der bereits Ende der Sechziger mit der späteren Comedy-Größe Billy Connolly als The Humblebums die Londoner Folk-Clubs durchforstete, hatte als junger Vater einer Tochter keine Lust mehr auf den Tour-Rummel, stieg aus und kam erst zurück, nachdem sich sein Partner Joe Egan darauf einließ, Stealers Wheel als Duo mit wechselndenStudiomusikern fortzuführen. McCartney-inspierierte Melodik, kombiniert mit Lennons lyrischer Schärfe – zwischen 1972 und 1975 gab es in Großbritannien nur wenig Kreativgespanne, die vergleichbar kompetent an die späten Beatles anzuknüpfen vermochten. Nach seinem Durchbruch als Solist glückte Rafferty mit „Right Down The Line“ zwar noch ein weiterer Softrock-Standard. Sein eigentliches musikalisches Erbe ist aber in den kammermusikalisch arrangierten Frühwerken mit den Humblebums, seinem Solodebüt „Can I Have My Money Back“ aus dem Jahre 1971 und den drei Stealers-Wheel-Alben zu sehen.