Energie ganz breit, lang und flach

NACHGEHAKT Lokale Energienetze, ein Fairphone-Update und Hermannn Scheer in Idaho – als Prototyp

Stromstraßen mit automatischen Warnmeldern für Elche

BERLIN taz | Vergangene Woche ging es auf diesen Seiten um die Investitionen in neue Maschinen bei Firmen. Trotz hoher Rendite durch Energieeffizienz kommt diese bei Neuanschaffungen zu kurz. Wie lässt sich das verbessern? Mit Lokalen Energie-Effizienz-Netzwerken (LEENs), bei denen Unternehmen, Banken und Fachleute sich zusammensetzen, um Know-how auszutauschen und effiziente Anlagen leichter zugänglich zu machen.

Diese Woche nun erreicht uns die Meldung, dass die LEENs sich auf andere Länder ausdehnen. Eine gleichnamige GmbH vertreibt das Managmentsystem und hat ein erstes Netz in Oberösterreich mit gegründet. Japan, Belgien, Niederlande und Vietnam sollen folgen. Deutschland macht eben aus allem einen Exportschlager.

Alsdann folgt hier das regelmäßige Update zu Fairphone, dem ersten Handy, das versucht, seine Materialien zurückzuverfolgen und die Arbeiter der Herstellungskette korrekt zu bezahlen. Bei der niederländischen Stiftung läuft seit zwei Wochen die Bestellung für die zweite Charge von 35.000 Stück; Auslieferung ab der ersten Juliwoche. Ist-Stand der Bestellungen: 13.123 bis Freitagvormittag.

Am Schluss haben wir hier ein „Nachgehakt“ aus Zeiten, als es die beste aller Fortschritt-Seiten noch gar nicht gab: die Idee des leider verstorbenen Solarpapstes Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar, doch einfach die 963 Kilometer lange Bundesautobahn 7 von Schleswig bis ins Allgäu zur Energieallee zu machen. Da ging es vor allem um Windkraft, in der taz 2008 bekannt gemacht unter „der längste Windpark der Welt“. Und über der Autobahn A 3 beim unterfränkischen Goldbach steht schon „die längste Solaranlage der Welt“ auf 2.700 Metern Lärmschutzwänden.

Das Ehepaar Julie und Scott Brusaw aus dem US-Bundesstaat Idaho hat nun eine ähnliche Kampagne gestartet, aber mit – theoretisch – weitaus modernerer Technologie. Sie schlagen die Solar Roadways vor, das sind direkt befahrbare Solarstraßen. Sie basteln seit 2009 an Prototypen. Gedacht ist auch an Anti-Schnee-Heizung, je nach Anforderung aufleuchtende Signalstreifen per Leuchtdioden und automatische Warnmelder für Wildtiere, in Idaho vor allem Elche.

Die Brusaws haben auf dem Spendenportal Indiegogo.com um Geld gebeten und damit die bisher erfolgreichste Kampagne des Portals gestartet. Bis diesen Freitagmorgen kamen schon über 1,9 Millionen Dollar aus 43 Ländern zusammen. Auf die Tour wird es die längste, flacheste und modernste Energieanlage der Welt. Aber wir Deutschen haben ja auch noch ein paar Autobahnen … R. METZGER