Siemens spielt weiter mit Mdexx

KONZERNE Der Bremer Metall-Produktionsbetrieb mit dem unscheinbaren Namen „Mdexx“ ist ein Beispiel für große globale Unternehmensstrategie

„Die wollen dieses Unternehmen spalten und zerschlagen“

IG-Metall-Sekretär Peter Strutz

„Der Konflikt wird sich in den nächsten Wochen zuspitzen“, sagt IG-Metall-Sekretär Peter Strutz, „die wollen dieses Unternehmen spalten und zerschlagen“. Es geht – mal wieder – um die Firma Mdexx, eine frühere Siemens-Tochter, die auch heute noch von Siemens-Aufträgen abhängig ist, formal aber den schweizerischen Finanzanlegern von „CGS Private Equity Partnership“ gehört. Als es vor gut einem Jahr um Entlassungen und teure Sozialpläne ging, saß ein Siemens-Vertreter mit am Tisch.

Siemens hatte die Firma an die Schweizer Geldanleger verkauft, nicht aber das wertvolle Grundstück an der Trasse der A 281 im Bremer Süden. Auf einen besorgten Brief der Belegschaft hin hatte Siemens aber zugesichert, Mdexx habe einen Pachtvertrag bis Ende 2014 und könne den auch verlängern.

Offenbar ist diese Zusage Schnee von gestern – dem Betriebsrat jedenfalls wurde im vergangenen Jahr mitgeteilt, man müsse umziehen. Und da das Land Bremen kein geeignetes Grundstück anbieten könne, müsse man den Betrieb auf zwei Standorte mit 40 Kilometern Abstand aufteilen, einen in Stuhr und einen in Ritterhude. Bremens Wirtschaftsförderer können da eine andere Geschichte erzählen – sie erkundigten sich besorgt beim Betriebsrat, warum das Unternehmen nicht auf die Angebote reagiere. Geeignete Grundstücke gebe es genug.

IG-Metall-Vertreter Strutz kennt das Spiel: „Wir werden offensichtlich immer wieder falsch informiert“, sagt er zu Mdexx. Immer wieder musste der Betriebsrat zum Arbeitsgericht, weil seine Rechte nicht akzeptiert wurden. „Wenn wir mit unserer Geschäftsführung verhandeln wollen, hören wir immer wieder: Das können wir nicht entscheiden, da sind uns die Hände gebunden“, sagt Betriebsrat Herbert Strosetzky. Die Vorgaben kommen offenbar von den Finanzanlegern in der Schweiz, „aber an die kommen wir nicht ran“. Das Resultat: Das Werk macht nur noch Aufträge, die eine sehr gute Rendite bringen. Aufträge, die nur zur Kundenbindung wichtig sind, werden abgelehnt. „Das erweckt den Eindruck, dass das Unternehmen einen hohen Wert hat – wenn man Teile abstoßen will. Aber das ist keine zukunftsfähige Strategie“, sagt der Betriebsrat.

Während die Bremer Belegschaft von gut 500 auf die Hälfte reduziert wurde, baut Mdexx in Trutnov in Tschechien sein Werk aus. Auch dort hat der Siemens-Konzern als Abnehmer im Hintergrund das Sagen – und das ganz offen: Auf der Internetseite von Siemens für Tschechien steht das dortige Mdexx-Werk mit einer „siemens.com“-Kontaktadresse und die Telefonanlage ist offensichtlich dieselbe, die auf der Internetseite von Mdexx für „sein“ Werk in Trutnov angegeben wird.

Der Betriebsrat hat der Verlagerung und Zerschlagung des Betriebes nicht zugestimmt – die Geschäftsführung hat daraufhin beim Arbeitsgericht eine Einigungsstelle beantragt. kawe