kinderschutz
: Zeigt her eure Hände

Die Hamburger Bundesratsinitiative zu Pflichtuntersuchungen von Kindern diskriminiert Sozialhilfeempfänger. Wer arm ist, misshandelt seine Kinder und muss deshalb vom Staat kontrolliert werden – diese Annahme liegt auch dem Hamburger Antrag zugrunde.

Kommentar vonEIKEN BRUHN

Zunächst einmal sollen alle Kinder zu den Früherkennungsuntersuchungen geschickt werden. So wie Kinder ihre Hände vorzeigen müssen, ob sie sie wirklich gewaschen haben, sollen Eltern mit ihrem Nachwuchs zum Arzt, der nachguckt, ob sie ihren Job richtig machen. Wer nicht kommt, muss mit Nachfragen rechnen.

Doch bei Sozialhilfeempfängern setzt man noch einen drauf: Ämter sollen auch in umgekehrter Richtung nachfragen dürfen, ob sie auch wirklich beim Doktor waren, der Datenschutz wird dem angenommen Kindeswohl unterstellt. Ganz außen vor werden die Besserverdiener in den Privatkassen bleiben, da die Privatversicherungen wohl kaum ihre Kunden zu Pflichtuntersuchungen zwingen werden.

Leiter von Jugendämtern wissen ein Lied davon zu singen, wie schwierig es ist, Kinder aus Lehrer- oder Arztfamilien vor elterlicher Gewalt zu schützen – diese sind es nicht gewohnt, dass ihnen der Staat in die gute Stube schaut. Sie werden sich mit Händen und Füßen – und ihren Anwälten – dagegen wehren.