Besser ohne nörgelnden Chef

Neue Studie: Selbständige erleben im Job weniger Stress als Arbeitnehmer

BERLIN taz ■ Wer ohne Chef ackert, fühlt sich oft besser: Laut einer neuen Studie erleben Selbständige im Beruf weniger „Fehlbeanspruchung“, also Überlastungen, als Arbeitnehmer. Während 57,3 Prozent der Angestellten darüber klagten, schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt zu sein, waren dies unter den Selbständigen nur 33,2 Prozent. Das ergab eine Studie im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), für die 5.000 Erwerbstätige befragt wurden.

Obwohl Selbständige im Schnitt erheblich mehr Wochenstunden leisten müssen als Angestellte, fühlen sie sich öfter als Herr beziehungsweise Frau der Lage – und das hebt die Stimmung. So klagte unter den Selbständigen nicht mal ein Drittel über zu geringe Einflussmöglichkeiten auf ihren Job, unter den ArbeitnehmerInnen litten hingegen mehr als zwei Drittel darunter.

Besonders heikel ist das Verhältnis zum Chef. Zwei Drittel der ArbeitnehmerInnen empfanden das Verhältnis zum Vorgesetzten als belastend. Zudem hatte fast die Hälfte der ArbeitnehmerInnen mit widersprüchlichen Anforderungen zu kämpfen. Bei den Selbständigen war dies nur jeder Fünfte. Selbständige hatten überdies häufiger als ArbeitnehmerInnen das Gefühl, sich in ihrem Job entwickeln zu können. Sie litten auch etwas weniger unter Jobunsicherheit oder Über- und Unterforderung.

Das Studienergebnis ist überraschend, denn zuletzt hatte das Image der Selbständigen angesichts des Zusammenbruchs der Ich-AGs und des Überlebenskampfes vieler Kleinunternehmer gelitten. Möglicherweise aber sind Selbständige schon aufgrund besonderer Persönlichkeitsmerkmale motivierter als Angestellte – dies könnte das Resultat der Erhebung beeinflusst haben. Die Studie trägt den Titel „Was ist gute Arbeit?“ An der INQA sind Ministerien, Arbeitgeberverbände, aber auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Krankenkassen beteiligt.

BARBARA DRIBBUSCH