„Wenig Interesse“

GUANTANAMO Anlässlich des 9. Jahrestag des Gefangenenlagers hält Amnesty eine Mahnwache

■ 63, ist seit 2010 AI Bezirkssprecher für den Bereich Bremen-Weser-Ems.

taz: Die Eiswette haben 1.200 Leute verfolgt. Amnesty ist vermutlich zufrieden, wenn heute ein paar Passanten abgefangen werden.

Claus Walischewski: Die Eiswette ist nett und unterhaltsam, unsere Arbeit ist beides nicht. Zudem ist die Informationslage recht bescheiden: Die Bremer Presse hat sich bisher kaum für uns interessiert.

Womit beschäftigt sich AI Bremen denn?

Wir haben vier verschiedene Gruppen. Eine kümmert sich um politische Gefangene in China und Ägypten, eine andere um Israel und Palästina und eine weitere um Lateinamerika. Zudem gibt es eine Gruppe, die sich um die Belange von Asylanten kümmert. Wir versuchen unseren Kreis zu vergrößern, aber die meisten Bürger wissen gar nicht, dass wir in Bremen ein eigenes Büro haben.

Der Fall Murat Kurnaz war doch aber sehr präsent.

Natürlich. Damals. Aber in Guantánamo sitzen immer noch 174 Leute. „Weiße Folter“ wie Waterboarding oder Schlafentzug sind nach wie vor keine seltenen Verhörmethoden. Die einzige Kommission, die das Lager betreten durfte, war das Rote Kreuz. Nicht einmal die UN-Menschenrechtskommission konnte mit den Gefangenen sprechen.

Warum gibt es in Bremen trotzdem so wenig Resonanz?

Viele Leute denken, wir wollten Terroristen schützen. Doch wir fordern lediglich die Umsetzung der Menschenrechte für alle. In der Presse wurde Murat Kurnaz damals als der Bremer „Terrorist“ bezeichnet. Die Anführungszeichen konnten nicht verhindern, dass dieser Begriff sich in einigen Köpfen festgesetzt hat.

Was tun?

Jeden ersten Mittwoch im Monat informieren wir in der Villa Ichon über unsere Arbeit. Als Kurnaz noch inhaftiert war, haben wir unsere Mahnwache jeden Samstag abgehalten, heute wollen wir wieder ein Zeichen setzen. Es gibt genügend Wege, sich zu informieren und uns zu unterstützen. Einen Brief schreiben kann jeder. Interview: EVO

Mahnwache für die Gefangenen heute ab 12 Uhr vorm Dom