„Verführen lassen“

FÜHREN UND FOLGEN Sehbehinderte SchülerInnen laden zu Performance mit Spaziergang ein

■ 29, studierte Instrumentalpädagogik und ist Musikvermittlerin bei der Elbphilharmonie und Laeiszhalle.

taz: Frau Adrian, heute führen Sie mit Viertklässlern aus dem Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte (BZBS) eine musikalische Performance im Stadtpark auf. Was kann man sich darunter vorstellen?

Esther Adrian: Zusammen mit den Schülern haben wir uns über mehrere Wochen mit dem Motto „Verführung“ des 1. Internationalen Musikfests Hamburg beschäftigt. Ausgehend von Vorlieben und Ideen der Schüler ist ein Programm mit verschiedenen Elementen aus Musik, Tanz und Sprache entstanden.

Konnten die SchülerInnen etwas mit diesem Motto anfangen?

Das haben wir uns natürlich auch gefragt. Wir haben uns mit den Schülern auf die Suche gemacht, was eigentlich so alles in diesem Wort drinsteckt. Da ist ja zum Beispiel auch das Wort „führen“ drin, was für sehbehinderte Menschen von großer Bedeutung ist. „Ver-führung“ kann auch mal bedeuten, dass jemand in die Irre geführt wird. Aus dieser Idee ist auch der Titel der Präsentation „ver-führen lassen“ entstanden.

Was erwartet die Zuschauer im Stadtpark?

Wir treffen uns an der Seilbahn und gehen von dort mit dem Publikum los. Insgesamt werden drei verschiedene Orte im Stadtpark bespielt.

Wie können sich die Zuschauer in die Welt der sehbehinderten SchülerInnen hineinversetzen?

Es wäre ein bisschen schade, das alles vorher zu verraten. An einer Stelle sieht man, wie ein Mädchen etwas vorliest und ihren Text erfühlt. Außerdem gibt es eine Szene, die mit dem Thema „führen und folgen“ spielt. Die Begrenzungen der Bühne sind ähnlich wie Leitlinien für blinde Menschen ertastbar. Ein Mädchen im Rollstuhl beteiligt sich an einem Tanz, den wir für sie angepasst haben.

Wer organisiert das Projekt?

Das Projekt wird gemeinsam vom „Elbphilharmonie Kompass“, das ist die Education-Abteilung von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, mit dem BZBS veranstaltet. Ich leite das Projekt zusammen mit der Musik und Bewegungspädagogin Wicki Bernhardt.

Wie sind Sie gerade auf das BZBS gekommen?

Eine Musiklehrerin des BZBS ist auf den Elbphilharmonie Kompass zugekommen. Und da wir unser Programm mehr und mehr auch für Menschen mit Behinderungen öffnen wollen, ist diese Zusammenarbeit entstanden.  INTERVIEW: KAJ

Treffpunkt: 13.45 Uhr an der Seilbahn, Spielplatz am Planschbecken, Stadtpark. Eintritt frei