Schira, Scheuerl, Schulreform

CDU Ole von Beust schwänzt Parteitag. Mäßiges Ergebnis für Parteichef. Protest-Promi darf kandidieren

Es begann mit einer Klatsche: Nur 114 von 185 Parteitags-Delegierten – 61,6 Prozent – votierten am Samstag für CDU-Landeschef Frank Schira auf dem zweiten Platz der Landesliste zur Bürgerschaftswahl. Etwas besser kam Schulreformgegner Walter Scheuerl davon – mit 122 von 186 Stimmen (65,6 Prozent) auf dem fünften Platz.

Führende Christdemokraten wiesen auf Schiras „Ventilfunktion“ hin: Für die Verwerfungen in der Partei nach dem Abgang Ole von Beusts, aber auch für „individuellen Frust bei der Kandidatenauswahl“ müsse oft zuerst der Parteichef herhalten: „Den Spitzenkandidaten kann man ja nicht beschädigen.“

Als einziger Bewerber für die vorderen Plätze hatte der parteilose Scheuerl seine Kandidatur auch in einer Rede begründet. Er sei „schon immer der CDU sehr nah gewesen“, sagte der Jurist. Die Initiative „Wir wollen lernen“ habe sich „nicht gegen die CDU als Partei“ gerichtet, sondern gegen die Schulreform. Jetzt wolle er „Teil der Mannschaft werden, um Rot-Grün zu verhindern“.

Über seine Aussage, nicht mit Ex-Bürgermeister von Beust zusammen Wahlkampf machen zu wollen, schwieg Scheuerl. Ole von Beust übrigens war dem Parteitag unter dem Motto „Gerade jetzt. CDU“ ferngeblieben.

Mit 173 von 185 Stimmen – 93,5 Prozent – war zunächst Bürgermeister Christoph Ahlhaus offiziell zum Spitzenkandidaten gewählt worden, Sozialsenator Dietrich Wersich erhielt mit 76,7 Prozent den vorgesehenen Platz 10. Nach Umfragen kann die CDU nur mit rund 30 Abgeordneten rechnen, etwa je zur Hälfte Wahlkreismandate und Listenplätze.

Unzufriedenheiten mit der Vorschlagsliste des Parteivorstandes entflammten im Kreisverband Mitte: Eine Kampfkandidatur zweier Mitte-Kandidaten um Platz 8 entschied der Bezirkspolitiker Christoph de Vries für sich – gegen seinen eigenen Kreischef David Erkalp, Favorit des Vorstands. SVEN-MICHAEL VEIT