Stimmung schlechter als die Lage

HAMBURGER SV Wer Weltclub sein möchte, kann mit Bundesliga-Mittelmaß nicht zufrieden sein

Der Hamburger SV nach 17 Bundesligaspielen: sieben Siege, drei Unentschieden, sieben Niederlagen, Torquote minus eins, 24 Punkte, Rang neun. Nicht gut und nicht katastrophal. Zum fünften, dem letzten internationalen Platz, sind es fünf, zum 16. neun Punkte. Der HSV konfrontiert die Stadt mit dem, was sie ist: Mittelmaß. Weil das verboten ist, wird laut geschrien. Im Stadion, im Blätterwald, in den Kneipen.

Der HSV hatte auch in dieser Saison viele Verletzte. Innenverteidiger Joris Mathijsen war nicht zu ersetzen, und dass beide Linksverteidiger monatelang fehlten, wurde auch zum Problem. Erfreulich die Leistungen von Heung-Min Son und Tunay Torun, ärgerlich die Art und Weise, mit der Zé Roberto zeigte, dass er keine Lust hat, linker Verteidiger zu spielen. Stürmer Ruud van Nistelrooy, mit dem Trainer Armin Veh Geduld hatte, kam nicht in Schwung.

Beim HSV ist das, was auf dem Platz passiert, gegenüber allem anderen, zweitrangig. Paolo Guerrero warf mit einer Flasche nach einem Zuschauer, der ihn beleidigt hatte, und traf. Seitdem wirft der Boulevard mit dem Wort „Skandalprofi“ nach Guerrero. Als die Spiele schlechter wurden, zielten die Büchsenspanner des Springer-Verlags zuerst auf den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, dann auf Sportdirektor Bastian Reinhardt. Als Veh über Weihnachten telefonisch nicht erreichbar war und sich weigerte, Angst vor der von Springer-Medien geforderten Entlassung zu zeigen, wurde eine Kampagne gestartet, die nicht zum Rausschmiss führte.

In der Rückrunde wird viel davon abhängen, ob Veh in Ruhe mit seinen jungen, hungrigen Spielern arbeiten kann. Selbst wenn es tabellarisch gesehen schiefgeht, könnte das immer noch als Beginn einer hoffnungsvolleren Zukunft durchgehen, die nicht mehr vom Gesundheits- und Gemütszustand alternder Stars auf der Zielgeraden ihrer Karriere abhängt. ROR