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: Ein Sieg gegen den Abstieg

Volleyball Die Köpenicker gewinnen und zeigen, wie man auch ohne viel Geld Erfolg haben kann

Endlich ein Erfolg! Große Erleichterung herrschte am Sonnabend im Köpenick nach dem klaren 3:0 (25:21, 25:17, 25:19)-Erfolg der Volleyballerinnen gegen den SV Sinsheim. Es war der erste Sieg der Berlinerinnen nach sieben Spieltagen. „Wenn wir heute verloren hätten, wäre die Lage prekär geworden und ich hätte die ganze Nacht nicht schlafen können“, sagte Abteilungsleiter Hans Fischer.

Engagiert, verbessert in Aufschlag und Annahme gelang dem KSC die bisher beste Saisonleistung. Vor allem Diagonalspielerin Nienke de Waard konnte dabei überzeugen. Mit druckvollen Schlägen war der 26-jährige Neuzugang aus den Niederlanden mit 13 Punkten erfolgreichste Akteurin des Abends. „Ein echter Glücksgriff und unsere beste Spielerin“, meinte Fischer.

Mit dem Sieg konnte die Negativserie gestoppt werden, auf Platz zwölf sind die KSC-Damen wieder im Geschäft. „Ein echter Befreiungsschlag“, hofft Fischer. Da in dieser Saison viele Vereine aufgerüstet haben, ist die Liga insgesamt ausgeglichener geworden. Das ursprünglich ausgegebene Saisonziel Platz acht oder neun ist nach dem schwachen Saisonstart schnell korrigiert worden. „Jetzt geht es nur noch um den Klassenerhalt“, so Fischer.

Sechs Jahre in Liga 1

Drei Teams müssen am Ende absteigen. Oder nicht? Der Frauenvolleyball war in den letzten Jahren bekannt dafür, dass immer mal wieder Vereine auf den sportlich erreichten Aufstieg verzichteten. Aber darauf will man es in Köpenick nicht ankommen lassen. Denn ein sportlicher Abstieg nach sechs Jahren Erstklassigkeit könnte verheerende Folgen haben. „Eventuell sogar das Aus für den Leistungssport hier“, erklärt KSC-Sprecher Burkhard Kroll. „Viele Sponsoren wollen halt nur die erste Liga“, ergänzt Fischer.

Ein mögliches Aus wäre ein schwerer Schlag für den Frauenvolleyballstandort Köpenick und seine vielen ehrenamtlichen Helfer, „denn im Grunde sind wir ein Kiez- und Familienverein“, so Fischer. Jahr für Jahr ist es immer wieder ein Kraftakt, den knappen Etat von 200.000 Euro zu stemmen. Personelle Nachbesserungen im Spielerkader sind deshalb auch nicht drin. Doch der schwache Saisonstart hatte gezeigt, dass etwas passieren musste. Die Chemie zwischen Coach Jürgen Treppner und den Spielerinnen stimmte nicht mehr. „Wir wirkten alle total gehemmt“, berichtet Kapitänin Ilona Dröger.

Da aber kein Geld für einen neuen Trainer da war, beförderte man kurzerhand Co-Trainer Gil Ferrer Cutino zum neuen Chef. Offenbar die richtige Wahl im richtigen Augenblick. Das Feedback über den Kubaner ist jedenfalls durchweg positiv. „Die Stimmung ist jetzt viel besser. Er ist so ein lebhafter und echt positiver Mensch“, berichtet Dröger. Für Cutino, der früher unter anderem für den SC Charlottenburg in der Bundesliga und der Champions League aktiv war, ist der KSC seine erste Trainerstation. „Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt“, sagt er und schmunzelt.

Der 34-Jährige hat mit seiner lockeren Art wieder Spaß ins Team gebracht. Fast hat man das Gefühl, er würde am liebsten selbst mitspielen. „Manchmal muss ich aufpassen, nicht plötzlich im Spiel nach einem Ball zu hechten“, sagt er und lacht dabei. Vielleicht hat der Kubaner den Köpenickerinnen ihre verloren gegangene Leichtigkeit wiedergeben. Sie werden sie in den nächsten Wochen nämlich gebrauchen können – denn dann stehen Spiele gegen Teams an, die dem KSC ebenbürtig sind. „Wir wollen jetzt erst einmal nur von Spiel zu Spiel schauen“, betont Dröger.

Neues Selbstvertrauen

Aber klar ist, dass der Sieg gegen Sinsheim nur der Anfang sein kann. Die Spielerinnen werden in jedem Duell an ihr Limit gehen müssen. Nur dann haben sie eine Chance auf den Klassenerhalt. „Schon 95 Prozent werden nicht mehr reichen“, glaubt Kroll. Mit dem ersten Sieg sollte nun das nötige Selbstvertrauen da sein. Im Grunde hat für den KSC die Saison erst jetzt richtig begonnen. Nicolas Sowa