Universale emotionale Vernetzung

Für das morgige Finale der sechsteiligen Veranstaltungsreihe „Club No Border“ haben sich die ProtagonistInnen des Flüchtlings-Projekts „Hajusom“ die Entfaltung einer Welt ohne Grenzen vorgenommen

Fr, 15. 12., 19.30 Uhr, Kampnagel [kmh], Jarrestr. 20

Grenzen, damit kennen sich die ProtagonistInnen von „Hajusom“ aus. Das transnationale Kunstprojekt bringt seit sieben Jahren minderjährige und junge erwachsene Flüchtlinge und Migranten zusammen. Gemeinsam widmet man sich der Thematik, deren Konsequenzen die TeilnehmerInnen alltäglich am eigenen Leib erleben: Flucht und Migration in einer zunehmend komplexer werdenden globalisierten Welt. Dabei ändert sich die Besetzung der Gruppe ständig. Denn die meisten sind in Deutschland nur „geduldet“, immer wieder werden einige abgeschoben oder tauchen unter, Neue stoßen dazu. Nicht nur deshalb versteht sich das Projekt als künstlerische Stellungnahme und Intervention im Feld aktueller Migrationspolitik.

„Hajusom“ bietet den jungen Flüchtlingen einen Ort, an dem sie ihre eigene Sprache entwickeln und ihre Erfahrung und ihr Wissen vermitteln können – ob in Theater-Performances, Installationen, Texten oder in Videos und auf CDs. Dabei geht es stets auch darum, mit unterschiedlichen Formen von Kunst Formen der Kommunikation zu untersuchen und zu entwickeln, die beispielhaft für die gegenwärtigen Prozesse stehen, in denen nationale Grenzen zunehmend an Bedeutung verlieren.

Mit Grenzen nicht nur nationaler oder politischer Art hat sich „Hajusom“ in diesem Jahr in der Veranstaltungsreihe „Club No Border“ auseinander gesetzt. Sechs interaktive, inhaltlich aufeinander aufbauende Performances verbinden dabei vorher vorbereitete und inszenierte Szenen, Vorträge oder Choreografien mit Aktionsformen, in denen das Publikum direkt in die Produktion involviert wird. Die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Abende liegen dabei auf unterschiedlichen Ebenen.

So widmete sich der erste Abend der „Macht der Grenzen“ und der nationalen Identifikation durch Symbole wie Flaggen oder Hymnen. Anschließend setzte man das Senats-Leitbild der „Wachsenden Stadt“ in Bezug zu Kultur, Migration und realen Grenzen in der Stadt. Widerstand und KämpferInnen gegen Rassismus und Diskriminierung gestern wie heute waren das Thema des dritten Abends. Unter dem Titel „Fremde Rituale“ beschäftigte sich die Gruppe dann mit „Gebrauchsanweisungen zum Überwinden kultureller Grenzen und Ängste“. Der fünfte Abend schließlich versammelte Liebesgeschichten – gegen die Macht der Grenzen und für universale emotionale Vernetzung.

Das Finale der Reihe verbindet nun zum Abschluss die Erkenntnisse der vorangegangenen Abende in Tänzen, Filmen und Texten. Das Publikum wird mit Fragen aus den vorangegangen Clubabenden konfrontiert, gemeinsam setzt man sich politisch, musikalisch und textlich mit der Wahrnehmung junger Flüchtlinge in der Öffentlichkeit auseinander. Mit neuen Fahnen, Bildern und Ritualen soll dabei der Blick auf weite Horizonte gelenkt werden. Denn das Ziel ist klar: die Entfaltung einer Welt ohne Grenzen.

An einem großen Tisch wird schließlich zum gemeinsamen Essen geladen und im Anschluss eine No-Border-Party mit Hajusom-DJs und Live Acts gefeiert. ROBERT MATTHIES