„Dass einige Kollegen mich schon mal foppen, macht mir nichts“

Als meine Frau schwanger wurde, haben wir uns überlegt: Wie organisieren wir Familie und Berufsleben? Und stellten fest: Am schönsten wäre es, wenn wir beide Zeit für das Kind hätten und trotzdem arbeiten gehen könnten.

Seit acht Jahren arbeite ich bei Bosch. Oft habe ich erlebt, wie Väter bis in die Abendstunden im Büro sitzen und kaum etwas von ihren Kindern mitbekommen. Das wollte ich nicht. Gerade die ersten Jahre sind so wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen. Mit einem Kind die Welt zu entdecken, ist einfach spannend. Das wollte ich nicht verpassen. Deshalb habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich schau mal, was es bei uns gibt. Schließlich wirbt Bosch im Intranet für seine familienfreundlichen Maßnahmen. Angeregt von Berichten von Eltern, die Teilzeit gegangen sind, entwickelte ich ein Modell, das zu den Arbeitszeiten meiner Frau, meinen Vorstellungen und den Anforderungen des Unternehmens passte. Damit bin ich zu meinem Chef.

Er hat erstaunlich gut reagiert. Vielleicht, weil er selbst einen Sohn hat. Als der klein war, war es unmöglich, die Arbeitszeit zu reduzieren. Schon gar nicht als Mann. Klar, er hat mir auch von Kollegen erzählt, die noch vor ein paar Jahren für so eine Entscheidung belächelt worden waren. Und doch hat mich mein Chef ermutigt. „Wenn das Ihr Weg ist, dann machen Sie das so.“

Seit eineinhalb Jahren arbeite ich 28 Stunden die Woche. Drei Tage voll, da reise ich für technische Trainings auch mal durch Europa, Donnerstag ist frei, Freitagvormittag arbeite ich von zu Hause. Dann kann meine Frau arbeiten. Wir beide teilen den Alltag mit Kai. Dass einige Kollegen mich schon mal foppen, macht mir nichts. Vielleicht schwingt da ein bisschen Neid mit. Die meisten finden es toll, manche fragen: Sorgst du dich nicht um deine Karriere? Aber bisher spüre ich keine Nachteile.“

Roland Ziegler, 35, Ingenieur und Produkttrainer bei Bosch in Stuttgart