„Das ist ein Rasensport“

FUSSBALL Die Bremer Polizei sieht mit dem Beginn der WM eine harte Zeit auf sich zukommen

■ 29, ist Landesvorsitzender des Landesbezirks Bremen der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

taz: Herr Kopelke, was haben das Sielwalleck und die Arena Corinthians in São Paulo miteinander gemein?

Jochen Kopelke: Die Menschen befinden sich auf höchstem emotionalen Niveau, und das hört mit dem Ende des Spiels nicht auf. Für die Polizei bedeutet das jede Menge Arbeit.

Wenn man Ihre aktuelle Pressemitteilung liest, hat man den Eindruck, für die Bremer Polizei beginnt heute um 22 Uhr mit dem Anpfiff zwischen Brasilien und Kroatien eine lange Leidensphase ...

Genauso ist es tatsächlich! Die Bundesliga-Saison ist seit anderthalb Monaten vorbei, aber wir haben immer noch keine Ruhephasen gehabt, um die dort gemachten Überstunden wieder auszugleichen. Und nach der WM ist wieder Bundesliga, das ist eine enorme Belastung – aber irgendwann müsste auch mal eine Pause sein.

Gastwirte haben es diesmal leichter, eine Public-Viewing-Genehmigung vom Stadtamt zu bekommen. Finden Sie das schlecht?

Nein, die Menschentrauben vor den Kneipen sind für uns nicht das Problem. Es geht um die vier Public-Viewing-Großveranstaltungen, die uns übermäßig fordern. Es ist wirklich kein Vergnügen, bei heißen Temperaturen stundenlang in Schutzausrüstung zu Gange zu sein.

Warum kann man Autokorsos nicht einfach fahren lassen – und den Leuten am Eck ihren Fußball gönnen? Das wäre doch auch für Sie kräfteschonender.

Autokorsos lassen wir fahren, wenn sie sich im normalen Rahmen bewegen. Wenn sich also niemand aus dem Fenster hängt und nicht zehn Leute auf der Motorhaube sitzen. Fußball hingegen ist kein Straßen-, sondern ein Rasensport. Am Sielwalleck erlebt man regelmäßig, dass die Gewalt eskaliert, dann werden Straßenschilder geworfen und Polizeibeamte massiv bedrängt. Das heißt für mich: Das Fußballspielen war nur vorgeschoben, eigentlich geht es um Randale.

Könnte es sein, dass die Polizei selbst regelmäßig zur Eskalation beiträgt?

Nein, wir haben eine kluge Strategie. Aber wir können es nicht dulden, wenn Rettungswege blockiert werden oder die Straßenbahn nicht fahren kann.

Sie könnten sagen: Sind halt vorübergehend brasilianische Verhältnisse ...

Nein, das können wir nicht. INTERVIEW: HENNING BLEYL