wenn unrasierte vom rasieren reden von WIGLAF DROSTE
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Kennt irgendjemand Kurt Beck? Kommissar Beck? Nein, der heißt anders, nicht Kurt – Kurt war Wallander. Aber Kurt Beck? War da nicht was? Genau: Der mangelhaft rasierte Herr, der im Juli auf dem Titelbild der Titanic zu sehen war – das war Kurt Beck. „Problembär außer Rand und Band! Knallt die Bestie ab!“, hatten die Kollegen getitelt, und Kurt Beck strengte ganz im Ernst eine Klage an.

Um „Aufruf zum Mord“ handele es sich, behauptete wahnhaft der Gesichtspelzträger Beck. Dabei war „Problembär“ nach der wochenlangen Jagd auf den Braunbären „Bruno“ überhaupt kein Schimpfwort, sondern löste im Gegenteil viel Empathie aus – weit mehr jedenfalls als die Worte „Kurt Beck“. Der „Problembär“-Vergleich war das Netteste, das dem charismafreien Beck widerfahren konnte. Aufgrund einer auch Realitätsverlust genannten déformation professionelle war ihm das nicht klar.

Wer ist diese ungeschlachte Provinznase? Die wenigen, die je von ihm hörten, behaupten, Beck sei Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Das würde zumindest den Presswurstdialekt erklären, mit dem dieser ondulierte Schrecken der Menschheit lästig fällt. Auch Vorsitzender der SPD soll Beck sein. Das klingt ebenfalls glaubhaft, ist doch die Geschichte der Sozialdemokratie geprägt von Verrat, Betrug, Eiertanz und entsprechendem Personal. Halbwahrheitenhausierer, die sich denen, die tatsächlich über Macht und Gesetz verfügen, andienen und für alles zur Verfügung stellen, heißen in Deutschland traditionell Sozialdemokraten. Der Anführer dieser Leute heißt derzeit: Kurt Beck.

Am 12. Dezember hat Beck einem Arbeitslosen eine öffentliche Belehrung angedeihen lassen. Wie das Wiesbadener Tagblatt berichtet, rief Beck bei einem lokalen Wahlkampftermin einem Arbeitslosen zu: „Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job.“ Der Mann hatte zuvor lautstark auf seine Situation aufmerksam gemacht. Den dabeistehenden Genossen erklärte Beck seine Reaktion mit den Worten: „S’Lebbe iss doch, wie’s iss.“ Kurt Beck ist ein Philosoph, er hat das Opus Magnum intus: „Life Is Life“.

Es ist so richtig wie selbstverständlich, dass man sich wäscht und pflegt – warum aber gilt diese Grundregel nicht für Kurt Beck? Wie ist die höchst unansehnliche, trampelige Pfälzer Gesichtsmatratze an gleich mehrere Arbeitsplätze gekommen? Sind alle in Becks unmittelbarer Umgebung nicht nur taub, sondern auch blind und nasentot?

Wäre es nicht wünschenswert, dass Herbert Wehner selig sich noch einmal aufschwänge und Kurt Beck zukommen ließe, was er einst im Parlament einem CDU-Abgeordneten in dessen Rede zwischenrief: „Sie sehen ungewaschen aus. Sie haben sich heute noch nicht gewaschen.“ Der völlig überrumpelte CDU-Mann konnte nicht weitersprechen, Wehner erhielt einen Ordnungsruf, der CDUler setzte neu an, doch Wehner würgte ihn wirkungsvoll ab: „Und ich bleibe dabei: Sie sehen ungewaschen aus.“

Die „Problembär“-Analogie der Titanic war wirklich viel zu freundlich für einen unrasierten Sozialdemokraten. Als Freund der Kreatur sehe ich es nicht gern, wenn ein reinlicher Bär dem Vergleich mit etwas wie Kurt Beck ausgesetzt wird.