DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Scheiß Fifa, genau!

WAS SAGT UNS DAS? Messi und Marta sind Fifa-Weltfußballer 2010, Sepp Blatter hat seinen großen Auftritt und keiner muckt auf

Ein Besserer ist nicht leicht zu finden auf der Welt. Lionel Messi, der kleine Argentinier, kann einfach saugut kicken. Am Montag ist er von der Fifa mit dem Goldenen Ball als bester Spieler des Jahres 2010 ausgezeichnet worden. Zu Recht, sagen die einen. Andere fragen sich, ob nicht einer der beiden Spanier Xavi Hernandéz oder Andrés Iniesta, die zusammen mit Messi beim FC Barcelona kicken, die bessere Wahl gewesen wäre. Die können auch gut kicken und sind noch dazu Weltmeister geworden. In Spanien, das so gerne die WM 2018 ausgetragen hätte, ist die Wahl von Messi der zweite große Fifa-Skandal nach der Vergabe des WM-Turniers nach Russland innerhalb kürzester Zeit. Die böse Fifa – wieder mal.

Scheiß Fifa, genau! Der Weltverband hat die Wahl des Spielers des Jahres so aufgeblasen, dass ihr viel zu viel Bedeutung beigemessen wird. Am liebsten wäre es ihr wohl, wenn der Goldene Ball als offizieller Titel angesehen würde? Aber da spielen wir nicht mit. Das wäre ja so, als würden irgendwelche handverlesenen Experten wählen, wer Fußballweltmeister wird (hätte Deutschland dann jemals eine Chance auf den Titel?).

Sepp Blatter, der Weltchef des Fußballs, hat jedenfalls wieder einen großen Auftritt gehabt. In der Nähe der Menschen, die auch für seinen Ruhm und seinen Wohlstand kicken, fühlt er sich besonders wohl. Der Schweizer umgibt sich gerne mit den Besten seines Sports – am Ende kommt noch einer auf die Idee, der Fifa gehe es um etwas anderes als Fußball. Einer wie Lionel Messi, der seit seinem 13. Lebensjahr nicht viel mehr macht als Fußball zu spielen – ob auf dem Platz oder auf der Playstation –, wird ihn sicher nicht auf so böse Dinge wie Korruption ansprechen. Auch die Brasilianerin Marta, die jetzt schon zum fünften Mal hintereinander (Gibt es wirklich so wenig herausragende Fußballerinnen?) zur Jahresbesten gewählt wurde, wird eine prächtige Fifa-Gala wie die vom Montag nicht stören. Der Pate Blatter hat die Fußballfamilie im Griff. Nicht einmal einer wie der bisweilen aufmüpfige Trainer des Jahres José Mourinho, würde je eine Familienfest der Fifa sprengen. Fußballer und ihre Trainer wehren sich nicht, wenn sie von Funktionären wie Blatter instrumentalisiert werden, wenn sie zu Botschaftern eines wahnhaften Weltsozialprojekt gemacht werden, das da lautet: Der Fußball beseitigt den Analphabetismus, schafft den Hunger ab und sorgt schließlich für den Weltfrieden.

In dieser Hinsicht war Erzbischof und Fußballfan Desmond Tutu aus Südafrika der wichtigste Gast der Gala. Der Mann, der den Preis, den der Fifa-Boss so gerne hätte, den Friedensnobelpreis, schon hat, erhielt den Fifa Presidential Award aus den Händen von Blatter, der sich mit dieser Preisverleihung irgendwie auch selber ausgezeichnet hat. Da sonnt sich einer im Glanz anderer.

Müssen wir da mitspielen? Wir können Messi für den besten Spieler der Welt halten. Der Goldene Ball der Fifa kann uns am Allerwertesten vorbeigehen.

ANDREAS RÜTTENAUER