Der teure und überflüssige Steinkohlebergbau ist am Ende
: Demente Sozialdemokraten

Was vor fünf Minuten passierte, vergessen alte Leute oft ganz schnell. Ihr Hang zur Vergangenheit aber ist um so ausgeprägter. Dieses Missverhältnis tritt deutlicher zu Tage, je näher der Tod heranrückt. Ist es bei der SPD genauso? Die Sozialdemokraten versteifen sich gerade darauf, eine alte Lebensart aus dem 14. Jahrhundert bis in Ewigkeit konservieren zu wollen. Es geht um den Steinkohlebergbau. Die Union will ihn 2018 beenden, die SPD sträubt sich.

Ja, es gibt ihn noch in Deutschland. Acht Bergwerke arbeiten im Ruhrgebiet und im Saarland. Das ist so eine Art Museum der Arbeit. Böse Zungen behaupten, dass die 30.000 Beschäftigten sich nachmittags ihre Gesichter schwarz anmalen, damit es so aussieht, als wären sie in die Stollen gefahren.

Denn eigentlich will ihre Kohle niemand mehr kaufen. Sie ist viel zu teuer. 160 Euro kostet es, aus den deutschen Zechen wie Auguste Victoria oder Prosper Haniel eine Tonne Kohle zu fördern. Auf dem Weltmarkt gibt es den Brennstoff für 65 Euro. Wenn das Wirtschaftswachstum in China und Indien anhalte, steige wegen der großen Nachfrage auch der Weltmarktpreis, argumentiert die Koks-Fraktion. Richtig, aber irreführend. Wegen der noch mindestens 200 Jahre reichenden Vorräte herrscht vorläufig keine Knappheit, große Produzenten wie die USA können ihre Fördermengen steigern und damit den Preis drücken. Sehr wahrscheinlich bleibt deutsche Steinkohle immer konkurrenzlos teuer.

Trotzdem hat die Kohle eine Zukunft. Nicht die in Deutschland geförderte, sondern die importierte. Man braucht sie noch Jahrzehnte, um ausreichend Strom herzustellen. So ließen sich langfristig eine bis zwei Milliarden Euro pro Jahr sparen. Die könnte man in Spitzenprodukte investieren, die sich später auch rentieren – Nanotechnologie, weiße Biotechnologie, energiesparende Antriebe. Wäre ja mal eine Idee.

Die SPD, ihr Vorsitzender Kurt Beck voran, ist auf den Baum geklettert. Nun muss man ihr die Leiter hinstellen, damit sie wieder herunterkommt. So sind sie, die Sozialdemokraten, ein bisschen durcheinander. HANNES KOCH