SOUNDTRACK

„Alt und schmutzig“ findet man in der Regel nur gut, wenn es sich um Musik handelt. Ein Glück für 22-Pistepirkko, denn sie können gleich beides für sich reklamieren. 1983 in der nordfinnischen Dunkelheit als jene Art von Punkband gegründet, die sich eher an den US-amerikanischen als an den englischen Vorbildern orientiert, bewegte man sich musikalisch – im Fahrwasser windschiefer und übersteuerter Orgeln – bald deutlich in Richtung Garage-Rock, um sich auf dem noch folgenden guten Dutzend Platten mal mehr, mal weniger erfolgreich von Blues, süßem Pop und schließlich sogar Hip-Hop und Elektro beeinflussen zu lassen. Das Grundgefühl, nennen wir es mal im positiven Sinne staubig-kauzig, blieb aber erhalten, und hat vielleicht auch den Weg zurück zu einem scheppernden, auch „blues noir“ genannten Sound geebnet, den etwa FreundInnen von „Dead Moon“ und Konsorten wieder intensiv lieben dürften. Do, 13. 1., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Dass sich hinter dem Namen Tennis im Zweifelsfall mehr entdecken lässt als das Alstertal und die Elbvororte, jene Erkenntnis verdankt die Hamburger Pop-Welt diese Woche einem flotten Duo beziehungsweise Trio aus Denver (dessen Stadtmarketing-Werbespruch ja schließlich auch lautet: „Vergessen Sie nicht, dass Sie bei uns Golf und Tennis das ganze Jahr über spielen können“). Grob einordnen lässt sich das Ganze zwischen den „Beach Boys“ und Daniel Johnston, geht aber auch gut als 60s-Beat-Version von „Mates of State“ durch: mal gibt es hier fluffigen, mal rumpelnden Mitwipp- und Low-Fi-Elektropop mit leicht nerdiger Note. So, 16. 1., 20 Uhr, Beatlemania, Nobistor 10

Viele sagen: Wenn das der wahre Sound der Freiheit ist, dann möchte man mal hören, wie die Gefangenschaft klingt. Aber sie haben natürlich nicht verstanden, was Punk und Hardcore sind und vor allem: mal waren. Wer sich für Nachstellungen der Sache interessiert, hat es heute gut, denn alle Bands sind „mit Ursprungssound“ und in annäherndem „Orignal Line-Up“ wieder da, also natürlich auch True Sounds of Liberty. T.S.O.L. gehörten zur ersten Generation des sowohl politischen als auch melodiegesättigten Ami-Punks von der Westküste und führten, damals vermutlich die größte denkbare Provokation, sogar eine Orgel mit sich. Der weitere Werdegang war dann geprägt von sehr tiefgreifenden Umbesetzungen und damit in Zusammenhang stehenden haarsträubenden musikalischen Richtungswechseln zum Beispiel Richtung Gothic Rock und Metal, was die Sache doch ehrlicherweise unhörbar machte. Der Gipfel schien erreicht, als unter dem Bandnamen schließlich allerlei Neueinsteiger operierten, während die Original-Mitglieder sich mit ihren Drogenproblemen beschäftigten. 1999 wurden die Namensrechte zurückerworben, seitdem firmieren unter T.S.O.L. wieder Angehörige der Ur-Besetzung, die sich dankenswerterweise auch wieder am Stil der frühen Platten orientieren. Mo, 17. 1., 20.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

NILS SCHUHMACHER