kurzkritik: „Ersatzbank“ im Thalia in der Gaußstraße
: Wahn des Siegens

Sie müssen kräftig gefeiert haben in dieser Bar. Die Sektgläser vom Vorabend stehen noch auf dem Tresen. Daneben liegt zwischen Lounge-Sesseln ein Karton mit Sektflaschen. Sieht nach einem Ort für Leute mit teurem Parfüm aus. Ein Ort, an den einer ganz bestimmt nicht passt: Uwe, der Mann mit dem dreckigen Fußball-Trikot, den fettigen Haaren und dem Achselschweiß. Gerade hat er eine Bank überfallen und verbarrikadiert sich in der Bar mit seiner Geisel, einer jungen Bankangestellten. Die Polizei wartet draußen.

Eigentlich müsste Uwe nun nachdenken, wie er aus dieser Geschichte wieder rauskommt. Aber das tut er nicht. Denn er will reden, weil er jemanden hat, der ihm zuhören muss. Manndecker in einer Amateur-Mannschaft ist er gewesen, einer, der unbedingt nach oben kommen wollte. Aber das entscheidende Spiel wurde zum Trauma: Im Halbfinale führten sie gegen ein Profi-Team bis kurz vor Schluss, ausgerechnet Uwes Gegenspieler machte den Ausgleich. Danach fing Uwe an zu saufen.

Uwe geht es beim Fußball nicht um den Sport. Schönheit oder Fairness findet er lächerlich. Es geht ihm um‘s Gewinnen. Am Stellenwert des Siegens ist er zu Grunde gegangen. Autor Albert Ostermaier beschreibt das sehr vielschichtig und die Regisseure Henning Bock und Martin Kušej vertrauen ganz den beiden Schauspielern Werner Wölbern und Claudia Renner – mit Gewinn. Klaus Irler

nächste Aufführungen: 17.12., 20:30 Uhr, 21.12., 20 Uhr