Digitale Barrieren für Uni-Vorlesungen

Studierende kritisieren Datensammlung für „Kursmanagement“ – „Sensibilität für Datenschutz geht verloren“

„Wenn die Daten erst einmal im Netz sind, kriegt man sie auch nicht wieder raus,“ sagt Raffael Rittmeier. Gemeinsam mit anderen Studierenden hat der angehende Informatiker am Mittwoch eine Veranstaltung zum neuen „Kursmanagementsystem“ der Bremer Uni organisiert. Die Studierenden hegen Bedenken gegen die mit dem System verbundene digitale Erfassung persönlicher Daten. „Von Stud.IP zur Terroristendatenbank“ lautete der Titel, rund 50 Interessierte fanden sich ein.

Stud.IP, das ist der „Studienbegleitende Internetsupport von Präsenzlehre“. Er wurde einst von Studierenden der Universität Göttingen entwickelt, um die umständliche Verbreitung von Seminar-Readern und Protokollen mit Hilfe des Internets zu beschleunigen. Das Programm kam bei vielen Hochschulverwaltungen gut an. Derzeit verwenden bundesweit rund 50 Universitäten das System, über 100.000 NutzerInnen sind registriert – „pseudo-freiwillig“, sagt Rittmeier. Für immer mehr Veranstaltungen müssen die HörerInnen „Stud.IP“ nutzen. In Bremen ist dazu ein universitärer eMail-Account notwendig, Anmeldungen erfolgen vorbehaltlich einer Bestätigung durch die Kursveranstalter. Seminarunterlagen gibt es dann statt im Bibliotheksregal nur noch auf der „Stud.IP“-Homepage. Rittmeier sieht das kritisch. „So verlieren die Leute jede Sensibilität im Umgang mit ihren privaten Daten – außerdem werden schleichend Zugangsbarrieren errichtet.“

Die Entwicklung dürfte sich verschärfen. In Sitzungsprotokollen von verschiedenen Fachbereichsgremien ist die Rede von „neuen Vorstößen“ um die Verwendung von „Stud.IP“ weiter auszudehnen. Die Studierenden verweisen darauf, dass administrative Daten jederzeit auch für andere Zwecke verwendet werden können, wenn der politische Wille besteht. Ein Beispiel sei die so genannte „Rasterfahndung.“ Damals wurden Universitätsdaten elektronisch ausgewertet, um ausländische Studierende auszumachen, die den Behörden potentiell terroristischer Aktivitäten verdächtig waren. cja