urdrüs wahre kolumne
: Gnade für Gnadenlos!

Jetzt wird doch wahrhaftig der Folterknecht von der Bundeswehr am Ende straffrei ausgehen, der unseren bremischen Mitbürger Murat Kurnaz vor dessen Deportation nach Guantanmo mit dem Kopf auf den Boden geschlagen hat, weil eine Identifikation dieses Berufskillers durch Vorlage von Fotos der 14 Beteiligten bislang vom Staatsschmutz nicht durchgeführt wurde. Dabei könnte man die ganze Bande doch kurzerhand zur kriminellen Vereinigung erklären, sind die Jungs doch in gemeinsamer Verabredung von Gewaltdelikten aller Art in Afghanistan eingefallen: mitgefangen, mitgehangen!

Immer mehr leid tut mir der einstige Hamburger Richter Gnadenlos. Das taz-Foto dieses vom Schicksal und vermutlich auch von Drogen, Existenzangst und Resignation gezeichneten Menschen Schill ruft doch geradezu danach, diesen grausam Gescheiterten in seiner Einsamkeit an Heiligabend unter den Tannenbaum zu bitten und ihn als tief gefallenen Menschenbruder mit Dominosteinen, Mandarinen und Erdnüssen zu traktieren: „Ronny, du darfst Ulli sagen – und ich leih Dir auch meinen Schlafsack und einen Heiermann!“

Norddeutsche Medien empören sich heftigst darüber, dass im Raum Plön ein 35-jähriger Autoknacker seine Arbeit in Begleitung des vierjährigen Sohns erledigte. Ist diese Empörung nicht gegen jene in der Politik zu richten, die es immer noch nicht geschafft haben, ein verlässliches Betreuungsangebot für Kinder berufstätiger Alleinerziehender zu schaffen?

Wie die Bremer SPD Polizeiübergriffe gegen antifaschistische Demonstranten herunterspielt, zeugt davon, dass die sozialdemokratische Linke an der Weser weiterhin auf dem Vormarsch ist: Immerhin lässt sich so noch vor den Wahlen 2007 deutlich machen, das mit dieser Partei nach der langen Ära der Papa-Henning -Autokratie für die nächsten Jahre nichts mehr zu machen ist. Besser in der Opposition genesen als im Regierungsamt verwesen!

Dass Uwe Seeler zum Hamburger des Jahres ernannt wurde, veranlasst mich zu der dringenden Empfehlung an die Systemgastronomie von Burger King bis Schweinske, ein Hamburger Rundstück „Big Uwe“ in limitierter Edition herauszugeben und für jedes verkaufte Exemplar ein „Notopfer HSV“ abzudrücken. Die werden es verdammt nötig haben ...

Während ich mich mitten im Umzugs-Stress an das Schreiben dieser Kolumne mache, durch Verlegung meines trauten Heims um ganze 100 Meter Luftlinie abgehängt von Telefon und Internet und an der ignoranten Hartleibigkeit der Telekom verzweifelnd, durchzuckt mich der Gedanke einer Bürgerinitiative unter dem schönen Namen „Direkte Aktion“ mit der Aufgabe, die Verantwortlichen für solche Störungen des Wohlbefindens im ehrlichen Faustkampf zu disziplinieren. MitstreiterInnen dafür dringend gesucht von

ULRICH „SCHWINGER“ REINEKING

PS: Den Kollegen von der Hamburger Morgenpost solidarische Knecht-Ruprecht-Grüße im Kampf gegen den redaktionellen Heuschrecken-Fraß!